
Shopware vs Shopify – geschrieben von einem Shopware-Developer
Wenn man, wie ich, Shopware-Entwickler ist, muss man sich früher oder später damit auseinandersetzen, dass der Begriff „Shopify“ kommt: „Das ist ja alles viel einfacher, als Shopware. Ich brauch keinen IT-ler oder keine Agentur, um einen lauffähigen Shop zu haben. Außerdem skaliert das alles so schön und Shopware ist ja in Summe viel zu teuer.“
Natürlich lässt mich das nachdenklich werden, denn hat der Kunde oder Kollege recht? Ist es wirklich viel billiger und besser, einen Shopify-Shop zu besitzen oder sollte es lieber Shopware sein?
Grundlegende Unterschiede
Merkmal | Shopify | Shopware |
---|---|---|
Modell | SaaS (Cloud only) | Selbst hostbar oder Cloud (PaaS über Shopware) |
Quelloffenheit | Nein | Ja (Community Edition ist Open Source) |
Vendor Lock-in | Hoch – komplette Abhängigkeit von Shopify | Gering – volle Kontrolle über Code und Hosting |
Updates | Automatisch, aber fremdbestimmt | Selbst steuerbar (außer bei Shopware Cloud) |
Vergleichen wir doch einfach mal, wo sich beide Systeme im Kern unterscheiden. Ganz klar sieht man zumindest, dass man bei Shopware den Quellcode angucken kann, bei Shopify allerdings nicht. Für einen Unternehmer, der einfach nur funktionierendes E-Commerce haben will, ist es völlig Hupe, was im Quellcode steht. Allerdings könnte den/die UnternehmerIn interessieren, wieviel Einfluss man auf das laufende System hat. Wenn Shopware mal nicht läuft, ruft man den Hoster direkt an, dessen Supportnummer man hat. Da Shopware mittlerweile schon hochwertige Hostingpakete voraussetzt, kann man davon ausgehen, dass ich beim Hoster eine 24/7-Supporthotline habe, wo ich direkt bei kompetenten Leuten lande.
Ich wage zu bezweifeln, dass ich bei Shopify direkt durchkomme. Außerdem bestimme ich bei meinem Shopware-Shop ganz klar selbst, was ich wann installiere und deinstallieren kann.
Datenschutz / Politik
Merkmal | Shopify | Shopware |
---|---|---|
Serverstandort | Kanada / USA | Deutschland / EU |
DSGVO-Konformität | Umstritten (US-Cloud, Schrems-II-Problematik) | EU-konform, eigene Kontrolle möglich |
Betriebliche Kontrolle | Kaum (abhängig von Shopify) | Voll (bei eigener Infrastruktur) |
Shopify kommt aus Kanada. Logischerweise gibt’s da keine EU-DSGVO. Shopify selbst kümmert sich. Aber die Datenhoheit liegt eben nicht direkt bei dir als Shopbetreiber, sondern bei Shopify. Falls du Shopware nutzt, hat außer dir niemand Zugriff auf deine sensiblen Daten, vorausgesetzt du hostest selbst. Gerade in Bezug auf die aktuelle Lage zwischen Europa und den USA sollte man aber im Hinterkopf behalten, dass man sich hier in ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis schubsen lässt. Politisch ist vielleicht auch noch interessant, dass COO Kaz Nejatian nebenbei noch in den ultrarechten, migrantenfeindlichen Bubbles unterwegs ist. Quelle.
Preisgestaltung
Merkmal | Shopify | Shopware |
---|---|---|
Lizenzmodell | Monatliche Gebühren + Transaktionsgebühren | Community: kostenlos, Professional & Enterprise: Lizenzkosten |
Kostenkontrolle | Schwer abschätzbar durch App-Abhängigkeit | Gut planbar, vor allem bei Self-Hosting |
Tatsächlich ist die Commity-Edition von Shopware grundsätzlich erst einmal kostenlos. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn einerseits muss man Plugins lizensieren oder jemanden einstellen, der das alles nachprogrammiert. Das sind definitiv Kosten. Davon abgesehen gibt es bei der Community-Edition gar keinen Support, auch da muss man jemanden sitzen haben, der sich mit so was auskennt. Sobald du allerdings mehr als 1 Mio. im Jahr umsetzt, bittet dich Shopware auch zur Kasse.
Shopify funktioniert im Normalfall einfach, aber kann natürlich entsprechend teuer werden, wenn du viele Umsätze generierst.
Fazit
Wie bereits erwähnt, kriegst du vergleichsweise einfach einen Shop live. Du kannst mit den Bordmitteln schon einiges machen und musst dich nicht groß um den technischen Aspekt kümmern. Allerdings verlierst du Souveränität, Kontrolle und wirklich tiefe Anpassbarkeit. Auch der Datenschutz ist spätestens dann ein Problem, wenn du zum Beispiel mit medizinischen Produkten handelst oder einen öffentlichen Träger stellst oder als Kunde hast.
@Marcel Ich habe seit #Shopware 4 (2012) etliche #Shopware Projekte gemacht und begleite einige Kunden noch heute bei Shopware 6.x. Seit den neuen Shopware-Plänen, die mit Version 6 (und dem Paypal-Einstieg) irgendwann eingeführt wurden, habe ich auch Shopify Projekte angenommen.
Ich bin nicht sicher, ob du persönlich schon mit Shopify gearbeitet hast, aber falls nicht, du solltest es probieren.
Was meinst du mit „Souveränität und Kontrolle“? Genau das fehlt ja inzwischen bei Shopware. Innerhalb von 2 Jahren ohne Vorankündigung Abo-Pflicht und dann das neue „Fair use“ Modell mit 3 Tagen Vorlauf. Also bitte … (1/3)