Hemmy Hammer

Kostet AI Jobs?

Der Chef von Nvidia behauptet es, der Chef von Meta behauptet es und viele andere Leute auf LinkedIn behaupten es auch: AI wird dich deinen Job kosten. Selbstständige Künstler – Illustratoren, Musiker, Werbetexter, Filmemacher und auch Programmierer sehen in AI eine echte Bedrohung. Gehen wir also doch mal der Frage nach, ob und wie AI dich deinen Job kosten wird.

Was genau macht AI, was diese Jobs gefährden könnte?

Werbefotografie?

Der Prompt lautet:“ Generiere ein Werbefoto für einen Nassrasierer der Marke TRNSFSH (trancefish). Das Foto soll die Verpackung des grünen Rasierers zeigen. In der Verpackung ist der Nassrasierer und 3 Rasierklingen verpasst. Auf der Packung steht in neongrün der Name des Rasierers TRNSFSH-ultrawet drauf. Der Rasierer steht auf einem dunklen, leicht spiegelnden Untergrund. Im Hintergrund ist ein Horizont zu sehen mit einem blauschwarzen Farbverlauf. Ein wenig Sprühnebel lässt das Bild abenteuerlich und männlich aussehen.“ Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen, ist aber tatsächlich falsch.

Der Rasierer sollte in der Verpackung sein. Es ist ja schließlich Quatsch, einen Rasierer einer Packung Klingen einfach so beizulegen. Einem Fotografen hätte ich das nicht erklären müssen. Ich habe dann auch gepromptet: „Der Rasierer gehört IN DIE Verpackung. Außerdem ist der Rasierer neongrün.“

ChatGPT hat mich hier vor sehr wörtlich verstanden, denn eingangs habe ich ja In der Verpackung ist der Nassrasierer und 3 Rasierklingen verpackt.tatsächlich geschrieben, dass der Rasierer auf der glänzenden Oberfläche steht. Also ein neuer Prompt: „Der Rasierer steht noch immer daneben: Generiere ein Werbefoto für einen Nassrasierer der Marke TRNSFSH (trancefish). Das Foto soll die Verpackung des grünen Rasierers zeigen. In der Verpackung ist der Nassrasierer und 3 Rasierklingen verpackt. Auf der Packung steht in neongrün der Name des Rasierers TRNSFSH-ultrawet drauf. Die Verpackung mit dem Rasierer steht auf einem dunklen, leicht spiegelnden Untergrund. Im Hintergrund ist ein Horizont zu sehen mit einem blauschwarzen Farbverlauf. Ein wenig Sprühnebel lässt das Bild abenteuerlich und männlich aussehen.“

Abgesehen davon sollte man doch davon ausgehen, dass „Rasierer und Klingen“ auf der Verpackung steht, immerhin ist der Prompt ja auch auf deutsch formuliert worden.

Nach dem Prompt war der Rasierer dann tatsächlich IN der Verpackung, aber ob das physikalisch überhaupt funktioniert, sei mal dahin gestellt. Ich würde spontan sagen: „Nein!“ – das habe ich dann auch zu ChatGPT gesagt, woraufhin dann dieses Bild kam:

Mein Limit für Bildgenerierung ist nun aufgebraucht und warum an dieser Stelle nun 3 Cartridges steht anstatt 3 Blades, weiß ich auch nicht. Ist mir aber auch egal. Ich gehe aber fest davon aus, dass ein Fotograf nicht soviel Zeit verschwendet hätte. Ich hätte zwar mehr Geld ausgegeben, aber tatsächlich wäre mindestens eines der vielen(!) Fotos, die so ein Werbefotograf macht, von Anfang an richtig gewesen.

Der Werbesong

Gute Werbung braucht einen Song und einen Werbespot. Da ich keinen Zugriff auf Sora habe bzw. keine Videos da generieren kann, habe ich „deepai“ genutzt. Der Song kommt aus SunoAI.

Ich find’s ja schon ganz nett, aber wirklich „professionell“ sieht das nicht aus. Klar, ich könnte jetzt viel Geld für einen doofen Werbespot ausgeben und einen Musiker (huch, ich bin ja einer) organisieren und Studiozeit bezahlen oder ich lass das einfach so. Voilá, ich habe ein Instagram-Reel per KI erschaffen, das Werbung für meinen Nassrasierer macht.

Probleme bei Werbespots

Zum einen sieht mein echter Rasierer ganz anders aus. Ich kann Fotos hochladen, aber aktuelle Modelle verändern das Foto noch immer. Das zweite Problem ist noch offensichtlicher: Der Song beschreibt meine Marke nicht. Der ist zwar ganz nett, aber wenn ich jetzt zu dir „da da dada daaaa“ sagen und dir ein magentafarbenes T zeige, hast du sofort die Telekom-Melodie im Ohr. Hier? Nee, Fehlanzeige.

Kinderbuchillustration

Kinderbuchillustrierende machen sich (zu Recht?) Sorgen um ihre Zunft. Dabei sollte man doch meinen, dass die Jungs und Mädels einfach nur Bilder malen? Wie aufwändig ist das schon? Ich stelle euch hier meine Illustration vor: Hemmy Hammer!

Das ist Hemmy Hammer. Hemmy Hammer ist ein Hamster, der gerne mit dem Hammer Dinge repariert. Ist er nicht süß? Ja, ist er tatsächlich. Und wie bei bekannten Werken wie Luzifer Junior oder Micky Maus möchte ich natürlich von meinem Kinderbuch auch Merchandise verkaufen. Also, nicht ich persönlich, aber mein Verlag! Denn Geld regiert die Welt und mit Büchern allein verdient man heutzutage doch nichts mehr!

Äh – nein. Ich kann diesen Hamster zumindest in der EU nicht urheberrechtlich schützen lassen. Jeder darf sein Konterfei auf T-Shirts, Spielzeug und sonstiges drucken.

Wenn ein Verlag oder ein Künstlerduo aus Schreibende und Zeichnende mit dem Hamster Geld verdienen will, klappt das tatsächlich nur so lange, bis Plagiate kommen und niemand das Urheberrecht besitzt, um damit Geld zu verdienen. Ich kann also als Konkurrenzverlag ungestraft meine eigene Buchreihe über den lustigen Handwerker-Hamster herausbringen.

Vibecoding / Programmierer bald arbeitslos?

Wie schön wäre es, Claude, Gemini, ChatGPT oder Deepseek das Problem einfach zu beschreiben und das System erstellt einen Code daraus? Tatsächlich geht das. Ich kann ohne Probleme zu den Tools sagen, dass sie mir ein Shopware-Plugin erstellen sollen, das bestimmten Anforderungen folgt. Und ja, wenn die Anforderung nicht utopisch ist, funktioniert der Code sogar. Google hat zuletzt ihren KI-Systemen die Handlung eines kompletten Computerspiels beschrieben und es wurde tatsächlich ein Spiel generiert. Also bin ich als Programmierer doch bald arbeitslos, oder?

Spoiler: Nein!

Also, ich nutze KI mittlerweile auch, um langweilige Tasks zu übernehmen. Wenn man früher mit Frontpage oder Dreamweaver Formulare gemalt hat, kam am Ende HTML-Code raus. Das Problem war, dass der Code zwar gültig, aber völlige Grütze war. KI-Tools machen das besser, aber im Kern ist der Code noch immer oft überladen. Wenn ich dann auch noch einen Controller oder einen Subscriber für einen Shopware-Event haben will, muss ich mir ganz genau angucken, was diese Tools eigentlich machen. Ja, auch das funktioniert manchmal. Aber dann wird eine Klasse und kein Interface implementiert und beim nächsten Shopware-Update darf ich mich dann wundern, warum der Mist nicht mehr funktioniert.

Da ich den Code nicht selbst erstellt habe, ist das so, als ob ich mir den Code von jemand anders angucken muss. Im Zweifelsfall von jemandem, der ein ganzes Javascript-Framework einbindet, um einen DIV-Layer auszublenden.

Und wie das mit Filmemachern?

Auch hier: Alle Leute rasten völlig aus, weil VEO3 von Google mittlerweile Filme generieren kann. Mit Sound, mit Musik, mit Sprachausgabe und optisch richtig fett. Das sieht wirklich gut aus. Aber zum jetzigen Zeitpunkt reicht das maximal für Eyecandy. Es gibt Filme,die richtig scheisse aussehen, aber total gut sind und es gibt Filme, die total gut aussehen, aber trotzdem Müll sind. Wie genau soll denn eine KI zum jetzigen Zeitpunkt eine komplexe Thriller/Politikhandlung umsetzen? Loffi von Ponywurst hat „Was war nochmal dieses Deutschland“ gemacht. Einen kompletten Film, der mit KI erstellt wurde und eine halbe Million Views hat.

Das Ding ist: Die Geschichte selbst stammt von Loffi und er hat nicht einfach nur einen Prompt eingegeben und der Film kam so aus dem PC raus. Hier steckt jede Menge Arbeit drin. Er hat ja sogar professionelle Schauspielerinnen die Texte einsprechen lassen. Im direkten Vergleich zu VEO3 ist dieser Film optisch nicht so gut, aber dank der tollen Sprecherinnen wesentlich besser.

Fazit

KI wird mit Sicherheit einige Aspekte der genannten Berufe verändern und möglicherweise zu einer Verschiebung von Aufgaben führen. Einfache, repetitive Aufgaben könnten stärker von KI übernommen werden. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass KI diese Berufe in ihrer Gänze ersetzen wird.

Stattdessen deutet vieles darauf hin, dass sich die Rolle dieser Berufsgruppen wandeln wird. Die Fähigkeit, KI-Tools effektiv zu nutzen, in Kombination mit menschlicher Kreativität, kritischem Denken und Fachwissen, könnte in Zukunft noch wertvoller werden. Künstler, Werbetexter, Filmemacher und Programmierer könnten KI als mächtiges Werkzeug einsetzen, um ihre Arbeit zu ergänzen und zu verbessern, anstatt vollständig ersetzt zu werden. Wenn du einem Kunden dein Werbemotiv erklären willst oder du als Kunde eine Comicfigur erschaffen willst, könnt ihr mit der KI Mockups erstellen. Da geht wesentlich weniger Zeit für drauf, als wenn man ständig Photoshop anschmeissen muss und Ideen entwirft, die sowieso nicht genommen werden.

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