
Was man vorm Umstieg aus Linux wissen sollte
Seit Windows 11 wollen doch mehr und mehr Leute von Windows weg. Vielleicht hat Microsoft mit dem TPM übertrieben oder die Leute bestehen dann doch ein wenig auf ihre Privatsphäre und wollen den AI-Kram dann doch nicht auf dem persönlichen Desktop. Wie auch immer die Gründe sind, wir Linuxer nehmen euch gerne in unseren Kreis auf. Versprochen.
Denke aber daran, Linux ist nicht Windows. Wenn du mit Windows super klar kommst und keine Lust hast, einiges neu erlernen zu müssen, solltest du vielleicht, aber wirklich nur vielleicht bei Windows bleiben. Oder zuindest Dual booten.
Dinge, die du vorm Wechsel auf Linux bedenken musst.
- Deine Lieblings-Apps funktionieren möglicherweise nicht. Die unsägliche Photoshop-Debatte kennen wir ja alle. Photoshop, gerade in den neueren Versionen, läuft nicht unter Linux. Photoshop CS2 läuft tatsächlich super mit Wine, aber das ist auch ein sehr altes Photoshop. Fakt ist, anstelle von Photoshop musst du dich mit Gimp oder Krita auseinandersetzen. Beides sehr mächtige Programme, aber eben kein echtes Photoshop. (Wobei ich eh der Meinung bin, dass die meisten Photoshop-User nicht mal legale Versionen davon einsetzen). MS-Office (Word, Excel) funktioniert natürlich auch nicht. Aber Libreoffice.
- Hardware-Kompatibilität kann ein Problem sein. Speziell bei einigen WLAN-Adaptern oder brandneuer Hardware kann es durchaus vorkommen, dass Linux damit nix anfangen kann. Bei Laptops kann es zum Beispiel der Fingerabdrucksensor sein, den Linux so erstmal nicht erkennt. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass das aber höchst selten auftritt.
- Du wirst das Terminal benutzen müssen. Linux ohne Terminal geht nicht. Jedenfalls nicht immer. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass sich so manche Windows-Neuinstallation vermeiden ließe, wenn die Leute auch unter Windows ab und an das Terminal nutzen würden. Fakt ist: Das Terminal ist (eben auch bei Windows) ein guter Freund. Per Terminal kriegt man Sachen installiert, mehr Performance bei bestimmten Anwendungen und nicht zuletzt kann man abgestürzte Programme damit beenden.
- Gaming ist gut, aber nicht perfekt. Steams Proton-Tool ermöglicht es, viele Windows-Spiele auszuführen, manche laufen sogar besser als unter Windows, aber nicht alle Spiele funktionieren. Anti-Cheat-Software wird vielleicht nicht funktionieren. Denn Anticheathersteller gehen davon aus, dass jeder Linuxer ein potentieller Cheater ist.
- Keine erzwungenen Updates oder Werbung mehr. Linux aktualisiert sich nicht automatisch mitten in deiner Arbeit, es gibt keine Neustart-Pop-ups, keine zufällig installierten Apps, keinen Bloatware und keine Werbung im Startmenü. Du hast die Kontrolle und entscheidest, wann, wie und ob dein System aktualisiert wird.
- Es ist kostenlos, wirklich kostenlos. Linux verkauft dir nichts zusätzlich, es gibt keine Abonnements, Lizenzen oder Pro-Versionen. Jede App ist Open Source oder spendenbasiert und du erhältst immer das volle Erlebnis.
- Starte mit einer anfängerfreundlichen Distribution (Distro). Wenn es dein erstes Mal ist, solltest du nicht Arch oder Gentoo installieren. Beginne mit Linux Mint, da es sehr sauber und Windows-ähnlich ist. Du kannst es herunterladen, auf einen USB-Stick brennen und im Live-Modus ausprobieren, ohne es zu installieren.
- Nutze zuerst Dual-Boot oder eine virtuelle Maschine. Lösche dein aktuelles System nicht sofort. Installiere Linux neben Windows im Dual-Boot oder verwende eine virtuelle Maschine wie VirtualBox. So bist du nicht festgefahren, falls etwas schiefgeht oder dir Linux nicht gefällt.
- Es gibt keine Kunden-Support-Hotline. Wenn du nicht gerade ein Enterprice Linux nutzt, gibt es keine Support-Hotline. Du musst alles googlen. Tatsächlich ist ChatGPT auch als Linux-Helferlein recht gut geeignet.
- Es lehrt dich, wie Computer funktionieren. Windows nimmt dir jede Arbeit am PC ab. Klickibunti ist zwar schön und gut, aber weißt du, was eine Partition ist? Oder Ordner? Oder wo die ausführbaren Programme tatsächlich liegen?
Fazit
Nutze Windows, wenn du nicht anders kannst oder willst. Es zwingt dich ja niemand, auf Linux zu wechseln. Denke aber daran, dass Computer auch wirklich Spaß machen können. Der Computer ist nicht einfach nur deine Spielkonsole oder dein Arbeitstier, selbst das Gefrickel verbindet dich und deinen PC miteinander. Das ist der Grund, warum sich Nerds so gerne mit Computern beschäftigen. Sie wissen, wieso ihr Rechner das tut, was er tut.