Wie wird man ein DJ

Wenn du dich jemals gefragt hast: „Wie werde ich DJ?“ und wenn du immer mal wissen wolltest, was ein DJ so macht, dann lies dieses Tutorial. Bitte beachte, dass das eigentliche Handwerk nicht durch lesen eines Tutorials erlernt wird, hier bleibt nur üben, üben, üben.

Was qualifiziert mich für das Tutorial?

Ende der 90er/Anfang der 2000er bis ins Jahr 2009 war ich als gebuchter DJ in diversen Diskotheken unterwegs. Ich habe es geliebt. Meine Musikkarriere war kurz davor, finanziell erfolgreich zu werden, aber ich wollte die Sicherheit eines „normalen Jobs“. Ich habe vor 50 Leuten gespielt, aber auch vor 5000. Ich habe zusammen mit diversen Größen aus dem Hardstyle-Bereich aufgelegt aber 2009 war mein letzter Gig. Natürlich war ich Vinyl-DJ, aber grundsätzlich hängt es gar nicht so sehr von der Technik ab, sondern von der künstlerischen Seite.

Ich will DJ werden

Du hast dich also dafür entschieden, ein DJ zu werden. Das ist löblich, denn davon gibt es ja nicht genug. Ein DJ ist ein Musikheld, ein Streiter für gute Beats, ein Garant fantastischer Unterhaltung und nicht zuletzt vielleicht derjenige, der dir einen Musikstil zeigt, den du vorher nicht kanntest. Ein DJ entscheidet, ob eine Hochzeitsfeier den Gästen als gelungen oder totalen Ausfall in Erinnerung bleibt und ein DJ kann über Erfolg und Mißerfolg eines Radiosenders bestimmen. Ein DJ ist ein Filter, ein Künstler, eine Jukebox und ein Moderator. Ein DJ ist ein Produzent, ein DJ ist manchmal ein Star aber in jedem Fall ist ein DJ ein dienstleistender Künstler.

Bevor du DJ wirst, musst du dich eine Sache fragen: Was für ein DJ möchte ich eigentlich sein? Es gibt verschiedene Arten von DJs und je nachdem, für was du dich entscheidest, benötigst du andere Fertigkeiten (Skills). Daher liste ich dir erst einmal auf, was für Möglichkeiten du hast:

Der Resident-DJ

Resident-DJs sind die lokalen Stars in ihrer Stammdiskothek. Jedes Wochenende und manchmal auch unter der Woche legen diese DJs die musikalische Richtung des Clubs fest. Der Resident-DJ ist der Ansprechpartner für die Gast-DJs, wenn es um Technik geht und der Resident-DJ ist auch derjenige, der das Aushängeschild des Clubs darstellt. Den Chef eines Ladens kennen oft nicht einmal die Stammgäste aber den Resident-DJ kennen alle. Je nachdem, wie gut du wirklich bist, hast du als Resident-DJ durchaus die Möglichkeit, eigene Produktionen an deinem Publikum zu testen und kannst ein direktes Feedback erwarten. Im Gegensatz zum Gast-DJ wird von dir Moderation erwartet, du solltest also stimmsicher sein und nicht nuscheln. Du kündigst evtl. auch Gast-Acts an. Resident-DJ ist am ehesten ein fester Job, du hast regelmäßig deine Auftritte und erhältst eine angemessene Gage.

Der Hochzeits-DJ / Veranstaltungs-DJ

Hochzeitsfeiern bestehen aus Essen, saufen, peinlichen Partyspielen und natürlich Musik. Die Musik auf den meisten Hochzeiten ist in der Regel der Kram, mit dem tausende von Disko-Fox-Tänzern tagein, tagaus gequält werden. Nein – ernsthaft. Ein Hochzeits-DJ muss in der Regel sein Publikum beobachten und schnell einschätzen können. Gerade bei Hochzeiten und zum Beispiel Schützenfesten hast du als Veranstaltungs-DJ und Hochzeits-DJ einen Querschnitt durch alle Musikgeschmäcker und Altersklassen. Der Opa, der Elvis noch persönlich kannte, hört nicht David Guetta und der ewige Hippie verträgt nichts anderes als Joe Cocker und Janis Joplin. Nicht zuletzt sind da noch die ewigen Ü40-SchlagerFans, die ständig Helene Fischer hören möchten. Beim Essen möchten die Leute sich unterhalten und beim Trinken möchten die Leute „doofe“ Sauflieder. Wenn du meinst, dass das ein easy-peasy-Job ist, hast du dich geschnitten. Es gibt einen Abend. Einen einzigen und dieser Abend muss perfekt sein.

Gast-DJ / Star-DJ

Wenn du ein Gast-DJ bist, dann wirst du normalerweise gebucht, weil du als DJ irgend etwas gemacht hast, was vor dir keiner gemacht hat. Du bist entweder wirklich so gut an den Decks, dass die Leute dich hören wollen und müssen oder du bist parallel ein Musikproduzent und hast einen veritablen Club-Hit gelandet. Da niemand jemanden betrachten möchte, der auf Cubase/Reaper/Renoise einfach nur „Play“ drückt, musstest du DJ lernen.

Radio-DJ

Der DJ kommt ursprünglich aus dem Radio. Hier fehlt dir natürlich der direkte Kontakt zu den Hörern. Hier musst du entweder Glück haben und darfst „deine“ Musik spielen, bist also ein Kurator für Musik aus einem bestimmten Genre oder du bist einer dieser Morgen-Man-Schreihälse und spielst Dudelmusik, deine Moderationen sind aber immer sehr lustig und du hast dir hier eine Fanbase aufgebaut.

Technik für Einsteiger

Ich komme noch aus der Zeit, als man hauptsächlich Vinyl aufgelegt hat. Diese ganze DJ-Software und CDs sind mir unheimlich. Aber die Zeiten haben sich geändert und die Gewinnspannen von Plattenlabels sind einfach größer, wenn die Musik direkt digital vertrieben wird. Daher erscheinen gerade im Dance-Bereich neue Releases nicht mehr so wahnsinnig häufig auf physischen Medien, sondern man lädt sich irgendwo eine MP3-Datei herunter und zahlt dafür. Also benötigst Du eine Software, die es dir erlaubt, als DJ zu arbeiten. Jetzt gibt es ungefähr drölfmillionen DJ-Programme und jedes hat seine Vor- und Nachteile. Eine Liste kostenloser DJ-Programme habe ich dir hier zusammengestellt und ich würde klar und deutlich Mixxx empfehlen. Kostet nichts und gibt es für Windows, Linux und natürlich auch auf dem Mac. Die Software unterstützt direkt Timecode-Vinyl und jede Menge Midi-Controller. Nicht zuletzt kann man Mixx sogar mit dem Smartphone steuern.

„Echte DJs schwören auf Vinyl oder CD“ – würde ich so nie sagen. Vinyl ist nicht tot aber es ist halt relativ schwierig, aktuelle Releases zu erhalten. Die Technik in Form von Plattenspielern ist mittlerweile extrem teuer und man muss zugeben, dass Diskotheken die Plattenspieler eigentlich nur noch als Stehfläche für Laptops benutzen. DJ-CD-Player sind ab 200 Euro zu haben, die Pioneer-Dinger kosten das 10-fache. Zuletzt kannst Du natürlich auch noch über einen DJ-Controller nachdenken. In den Clubs steht sowas eher selten aber zum Üben reicht das locker aus und wenn du sicher mit deinen Skillz bist, kannst du von Controller locker zum CD-Player wechseln. Für den Hausgebrauch reicht also im Grunde der Controller. Die Dinger sind nicht so extrem teuer und lassen sich einfach am Laptop/PC anschließen.

le Skillz / Warum tragen DJs eigentlich Kopfhörer

In diesem Kapitel geht es darum, Platten zu mixen. Die komplette Kunst vom Deejaying kann ich hier nicht vermitteln, dafür gibt es gute Youtube-Videos. Ich kann dir aber erklären, was da eigentlich passiert. Wenn ich von „Laut“ rede, meine ich die Lautsprecher für das Publikum. Bei „Monitor“ meine ich die Kopfhörer, also das was nur der DJ hört. Ich rede auch immer von „Platten“, denn ich kann nicht anders. Ich bin Vinyl-DJ 🙂

Du musst lernen, beatmatching zu machen. Beatmatching ist die Kunst, 2 Platten mit demselben Tempo abzuspielen. Wenn also Platte Eins mit 140 BPM läuft, muss die zweite Platte auch mit 140 bpm laufen. Das funktioniert, indem du die „Laut“-Platte einfach laufen lässt und auf dem Monitor die Geschwindigkeit so lange per Pitchregler anpasst, bis beide Platten absolut synchron laufen. Das nennt man dann Beatmatching. Du kannst nun theoretisch beide Platten „Laut“ machen. Der Übergang wird vermutlich sogar einigermaßen klingen aber der Trick bei einem guten Set ist es, dass die Takte nicht nur übereinander synchron sind, sondern dass der neue Track sich nahtlos einreiht. Diesen Prozess, dass der Song mit dem anderen Song harmoniert, nennt man „Phrasing“. Dieses Phrasing kommt aus der klassischen Musiklehre und bedeutet nichts anderes, als dass du natürlich NICHT mitten in einer Strophe der „lauten“ Platte den Refrain des „Monitors“ einspielen darfst.

Syncbutton

Heutzutage wird das beatmatching normalerweise von der DJ-Software automatisch übernommen. Dieses automatische Synchronisieren nennt man „syncen“ und was „syncen“ betrifft, gibt es auch unter DJs jede Menge Glaubenskriege. Die einen meinen, dass man das nicht tun sollte und die anderen sind der Meinung, dass man das ruhig darf. Wieder andere halten „Sync-Presser“ nicht für DJs und sagen, dass alle die nicht Vinyl auflegen, keine DJs sind. Meine Meinung zum Syncbutton ist folgende: Man kann eine Strecke zu Fuß zurück legen. Man kann aber auch das Fahrrad benutzen. Wenn Du das Fahrrad hast, darfst du natürlich dieses Werkzeug benutzen. Fahre aber kein Fahrrad, wenn du nie gelernt hast, zu laufen. Ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine. Der Syncbutton ist nicht böse, aber es hilft zu wissen, was er eigentlich macht. Ein guter DJ kann auch mit Sync arbeiten, denn worauf es eigentlich ankommt, schrieb ich bereits weiter oben und gehe nun auch hier nochmal darauf ein.

Vom Publikum und vom Flow

Ein DJ ist ein Künstler ist ein Alleinunterhalter ist ein Dienstleister. Machen wir uns als angehende DJs nichts vor: Musik abspielen ist erst einmal keine wahnsinnig künstlerische Handlung. Jede doofe Spotify-Playlist kann das und man kann sich auch hinsetzen und im MP3-Player seiner Wahl das Musikprogramm für den Abend zusammen stellen. Fakt ist jedoch, dass das keine gute Party wird. Der Grund dafür ist folgender: Die Leute brauchen jemanden, der ihre Gefühle „aufsaugen“ kann und aufgrund dessen eine passende Musikauswahl formuliert. Wenn du in deiner Playlist einen „knaller Schlager“ hast und die Leute darauf abfeiern hast du ein Problem, wenn direkt danach Death Metal gespielt wird. Da wäre die Tanzfläche vielleicht leer. (Außer, du legst in Wacken auf, oder so 😉 ). Der DJ muss auf die Wünsche des Publikums eingehen, noch bevor das Publikum Musikwünsche verbal äußert. Er muss lenken können und gleichzeitig aufnehmen können, was das Publikum will. Das ist im übrigen von den ganzen Techniken her das schwerste am deejaying. Du kannst ein extrem guter Scratcher, Beatmatcher, syncer etc. sein, wenn das Set langweilig ist, bringt dir diese ganze Kunst nichts.

Lauter ist nicht besser

DJs sind komische Leute. Sie wollen immer lauter und lauter sein. Das Problem ist nur, dass lauter nicht unbedingt besser ist. Sobald du mit einem digitalen Signal in den roten Bereich einer Lautstärke-Anzeige kommst, hast du ein Problem. Es knackt. Ganz böse knackt es sogar. Bei den Übergängen musst du übrigens drauf achten, bei dem EQ die Bässe rauszudrehen.

Steuern und Gewerbe

Dieses Kapitel befasst sich mit dem Geld verdienen, den steuerrechtlichen Aspekten, den Kosten und der Schreibtischarbeit, die auf dich als DJ zukommen könnte. Ganz wichtiger Hinweis: Diese Daten werden nicht absolut regelmäßig gepflegt und können daher heute schon wieder veraltet sein. Trancefish.de ist KEINE Rechtsberatung und ich lehne jedwede rechtliche Konsequenz ab, falls du hier alles strikt befolgt hast, es mittlerweile aber vielleicht alles ganz anders ist. Gerade der Businessbereich Musik ist ständigen Änderungen unterworfen. Sei es durch das Urheberrecht, die GEMA allgemein oder durch Bestimmungen für Gastronomiebetriebe. Das kann und will ich nicht alles abdecken, daher bestehe ich darauf, dass du dir gerade im Bereich „Selbständigkeit“ noch eine echte Beratung irgendwo einholst, bevor du dich zu 100% auf mein Geschreibe hier verlässt. Davon abgesehen gibt’s hier aber zumindest so eine Art Leitfaden, damit du nicht völlig doof da stehst.

Zuerst mal kann sich absolut jeder Mensch auf diesem Planeten „DJ“ nennen. Im Gegensatz zum Beruf „Klempner“ gibt es keine Gesellenprüfung und auch die diversen „DJ-Führerscheine“ oder private Musikschulen, die man so besuchen kann sind gute Erweiterungen des eigenen Profils aber eigentlich relativ nutzlos. Dies sollte man sich immer vor Augen halten. Rechtlich bringen diese Bescheinigungen also erstmal gar nichts.

Du MUSST übrigens ein Kleingewerbe beantragen. Da DJ kein „Beruf“ im eigentlichen Sinne ist, kannst du NICHT als freiberuflicher DJ arbeiten.

Im Idealfall will man als DJ natürlich gewinnbringend arbeiten. Sobald man also eine Tätigkeit ausführt, mit dem Ziel, Gewinn zu machen, greift das EStG §15,2. Dort steht:

Eine selbständige nachhaltige Betätigung, die mit der Absicht, Gewinn zu erzielen, unternommen wird und sich als Beteiligung am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr darstellt, ist Gewerbebetrieb, wenn die Betätigung weder als Ausübung von Land- und Forstwirtschaft noch als Ausübung eines freien Berufs noch als eine andere selbständige Arbeit anzusehen ist. Eine durch die Betätigung verursachte Minderung der Steuern vom Einkommen ist kein Gewinn im Sinne des Satzes 1. Ein Gewerbebetrieb liegt, wenn seine Voraussetzungen im Übrigen gegeben sind, auch dann vor, wenn die Gewinnerzielungsabsicht nur ein Nebenzweck ist. 

Zwangsläufig heißt dies, dass Du einen Gewerbeschein brauchst. Dieser kostet so zwischen 15 und 40 Euro und sorgt dafür, dass du ganz offiziell Rechnungen schreiben kannst. Wenn du dies nicht tust, machst du ganz offiziell „Schwarzarbeit“. Die wird übelst bestraft, im schlimmsten Fall Knast.

Als DJ bist du Umsatzsteuerpflichtig. Du musst also zwangsläufig Umsatzsteuer zahlen. Dies wirkt sich insbesondere auf deine Gage aus: Bei 500 Euro Nettogage musst du 19% Umsatzsteuer drauf rechnen, die dein Veranstalter zahlen muss. Das heißt:
500 € * 1.19 = 595 € Brutto
Der auszuweisende MwSt-Betrag lautet 500/0.19 = 95 €.

Platten/Mp3-Daten/CDS hast du in der Regel auch als Business to Customer Kunde gekauft, die Mehrwertsteuer für die Daten musst du also gesondert ausweisen. Wenn eine Vinyl also 8,95€ gekostet hast, beträgt der Steuersatz rd. 1,71 €. Dies musst du in deiner Steuererklärung berücksichtigen. Grundsätzlich solltest du dir sowieso einen guten, guten Steuerberater suchen, zumal das Finanzamt dich ohnehin befragen wird, was du meinst, was du verdienst usw.

Als DJ gelten übrigens alle normalen Regeln für andere Selbstständige auch: Du bist selbst sozialversicherungspflichtig. Du musst diese Tätigkeit deinem Arbeitgeber melden. Du musst darauf achten, dass dir evtl. Kindergeld und andere staatliche Leistungen aberkannt werden, wenn du über einem bestimmten Betrag kommst.

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