Musik, Filme, Gemälde und Kunst umgeben uns überall. Das mit der Musik ist aktuell inflationär, aber es geht hier gerade gar nicht ums Bashing von Streaming-Diensten. Es geht um die Figuren hinter der Kunst. Ich habe keine Lust auf Rechtsstreite, daher werde ich keine Namen nennen, sondern lediglich darauf hinweisen, was für eine Kunst die Leute gemacht haben oder machen und wie wir damit umgehen, dass die Kunst total super ist, der Mensch dahinter aber eben nicht.
Es gab mal dieses Genie der modernen Kunst: Dieser malte unter anderem sehr abstrakte Portraits von Frauen. Außerdem war er 40, als er eine 17-jährige ehelichte. Seine erste Frau malte er noch würdevoll und einigermaßen realistisch, aber als die Beziehung zu kriseln begann, wurden ihre Portraits zu abstrakten Knoten aus Wurst und Brüsten. Bei der o.G. zweiten Frau war das ähnlich.
Dann gibt’s noch die alte Geschichte von Sex and Drugs and Rock’n’Roll. Das ist nun mal kein Klischee. Einige Rockstars, die man noch aus den wilden 60s kennt und die noch immer auf den Bühnen stehen, haben wilde Orgien, Drogeneskapaden und sonstiges hinter sich. Von Rockstars wurde früher erwartet, dass sie mit mindestens 100 Frauen im Jahr schlafen. Dabei war’s egal, ob’s eine kleine namenlose Dorfschönheit war oder aber eine prominente Sängerin, die ihr eigenes Image durch die Affäre mit dem Star aufpeppen wollte. LSD, Koks und jede Menge Alkohol im Backstage-Bereich war damals normal. Dennoch sind die Songs dieser Bands zeitlose Klassiker. Die Musikindustrie ist männlich dominiert, vieles davon ist heute noch immer so. Das beweisen die Ereignisse der letzten paar Jahre noch immer. Natürlich hat sich aber auch einiges gewandelt: Den STAR an sich gibt’s ja so heute kaum noch. Davon abgesehen ist das Bild heute auch eher eine Stereotype.
Die Musik dieser Leute wird oft als tiefgründig oder emotional interpretiert, während der Künstler selbst tatsächlich oft nicht besonders bauernschlau ist. Songs werden teilweise sogar missverstanden. So denken viele Leute an ein Liebeslied, aber tatsächlich ist der Song ein Lied über einen Stalker.
Bei Schauspielern ist die Trennung zwischen Kunst und Künstler besonders prekär. Bei einem guten Schauspieler weiß man halt wirklich überhaupt nicht, wie die Person tatsächlich ist. Ein guter Schauspieler spielt absolut überzeugend einen Serienmörder, kann aber gleichzeitig auch eine Rolle spielen, die wahnsinnig komisch ist. Nach Feierabend geht die „Privatperson“ dann los und schmeisst sich an minderjährige Jungs ran.
Wenn die Leute in Talkshows sitzen, hat man als Zuschauer vielleicht das Gefühl, dass die Person wirklich nett ist. Aber nichts im TV ist zufällig. Gerade bei Late-Night-Shows wird jeder einzelne Satz geprobt. Sogar der Auftritt selbst ist gestaged. Wir erfahren nichts über die Person selbst. Umgekehrt gibt’s ein paar gute Personality-Podcasts, die doch wesentlich tiefer in die Geschichte der Leute gehen und neue Perspektiven eröffnen. Ich werde nie vergessen, wie eine berühmte Schauspielerin in einem Podcast saß und ganz nebenbei erwähnt hat, dass ein Typ ihr einfach so den Pimmel gezeigt hat. Sie erzählt das auf lustige Art und Weise, aber eigentlich ist das unfassbar erschreckend. Sie hatte das vorher so auch nie erzählt.
Über die Schriftstellerin, die sich bei X immer weiter in Rage gegen Trans Menschen geredet hat, müssen wir hier gar nicht erst reden.
Wie können wir die Kunst und den Künstler voneinander trennen?
Zuerst mal müssen wir komplett von dem Personenkult weg. Die Musik, die Bilder, die Schauspielkunst ist nämlich gar nicht so einzigartig, wie man immer denkt. Es gibt da draußen hunderte von Leuten, die ähnlich gut in dem sind, wofür man bestimmte Stars heute feiert. Natürlich gibt’s immer Unterschiede und diese Unterschiede sind wichtig. Die machen das letzte bisschen „Wow“ aus. Es ist aber albern, so zu tun, als könnte nur eine einzige Band auf der Welt einen Song produzieren. Diese Bands und Künstler sind Wegbereiter. Kunst ist erst dann Kunst, wenn sie wahrgenommen wird. Wer mal googled, welche Rolle von ikonischen Figuren eigentlich gespiel werden sollte, wird komisch gucken, weil man sich zum Beispiel niemand anders als Indiana Jones heute vorstellen kann. Oder Marti McFly. Aber beide Figuren waren tatsächlich erst zweite Wahl.
Und so ist es in der Kunst: Die Kunst dürft ihr lieben, aber die Figur da vorne ist einerseits nur die Figur da vorne und andererseits eben niemals das, was wir da reininterpretieren.
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