Es gibt sie überall: Die Kurse, die dich zu einem Musikproduzenten machen sollen. Dabei kosten diese Kurse irgendwas zwischen 1.000 und 10.000 Euro. Am Ende gibt’s ein Zertifikat und man darf sich Musikproduzent nennen. Ich will gar nicht darüber sinnieren, ob das nun notwendig ist oder ob man das nicht braucht. Dieser Artikel soll dir zeigen, was ein Musikproduzent eigentlich macht und ob du auch ohne das Zertifikat das Recht hast, dich Musikproduzent zu nennen.

Was genau ist ein Musikproduzent? Ich hab mal eine KI gefragt:

  • Kurz und knapp: Ein Musikproduzent ist der “Regisseur” im Tonstudio. Er überführt musikalische Ideen in fertige Aufnahmen.
  • Technisch: Ein Musikproduzent ist für die technische Umsetzung von Musik verantwortlich, von der Aufnahme bis zum fertigen Produkt.
  • Kreativ: Ein Musikproduzent ist ein kreativer Kopf, der Künstler bei der Umsetzung ihrer musikalischen Vision unterstützt.
  • Organisatorisch: Ein Musikproduzent plant und koordiniert alle Aspekte einer Musikproduktion.

Eine noch kürzere Zusammenfassung: Ein Musikproduzent verwandelt musikalische Rohdiamanten in funkelnde Hits.

Was heißt das? Also du bist derjenige, der die Musik vom Künstler nimmt (oder selbst komponiert) und aus der Melodie und den Akkorden das macht, was später verkauft oder gestreamt werden soll. Oft ist der Produzent eben auch gleichzeitig der Künstler. Oft eben auch nicht. Ein Max Martin zum Beispiel ist ein unfassbar erfolgreicher Produzent, aber tatsächlich kennt man ihn selbst nicht. Seine produzierten Hits allerdings schon. Bei Martins Songs performed Britney Spears, während er selbst gar nicht zu sehen ist. Bei Scooter hingegen stehen die Producer mit auf der Bühne. HP Baxter kann sicherlich auch die ein oder andere DAW bedienen, aber die tatsächlichen Songs bei Scooter stammen aus der Feder der (wechselnden) Produzenten. In der Fuck2020-Dokumentation konnte man ja auch sehen, wie so ein Hit tatsächlich entsteht und welche Spannungen es zwischen dem Künstler (HP) und den Produzenten geben kann.

Braucht man ein Zertifikat?

Sehr viele Musikproduzenten sind Autodidakten. David Guetta hat bereits mit 12 Jahren das Auflegen gelernt, mit 16 auf Parties gespielt und irgendwo dazwischen gelernt, wie man mit einer Musiksoftware Songs produziert. Hans Zimmer hat nie gelernt, Noten zu lesen. Als der Mann mit Musikproduktion anfing, gab es höchstens den MC8-Microcomposer von Roland, ein extrem teures Gerät, das zu der Zeit noch nicht über MIDI verfügte. Niemand konnte einem das beibringen, weil eben kaum jemand so ein Gerät besaß.

Worauf ich hinauswill? Vermutlich ist so ein Zertifikat Quatsch. Du musst dich

  • Mit der Technik befassen
  • Ein Instrument wenigstens im Ansatz spielen können
  • Ein wenig Ahnung davon haben, was gut klingen könnte.

2 der 3 o.g. Punkte sind erlernbar, dank Youtube auch direkt im Video mit Klangbeispielen. Kanäle wie Thinkspace Education oder diverse EDM-Kanäle zeigen, wie man Software wie Sylenth vernünftig einsetzt. Als ich damals mit dem Kram anfing, gab’s das nicht. Da hat deine Freundebubble eine bestimmte DAW (in meinem Fall Protracker) benutzt und du hast das halt nachgemacht.

Was muss man denn jetzt konkret machen?

Also: Ein Musikproduzent produziert Musik. Aus “nichts” macht der Produzent mithilfe von Tools eine Art Song.

Einschub KI

Ob man KI von Suno oder Udio da mit reinnehmen möchte? Vermutlich
nicht. Einen Prompt zu schreiben und die KI daraus dann ein Musikstück
erstellen zu lassen ist mir persönlich noch viel zu viel Zufall. Wenn
jemand einen so guten Prompt schreibt, dass Variationen davon noch
immer dieselbe Melodie/Akkordfolge haben und ausschließlich die
Instrumente ausgetauscht werden, dann kann ich das theoretisch auch
als Produktion werten, aber setzt Udio die Ideen genau so um, wie
man sie im Kopf hatte? Eher nicht

Singer/Songwriter kommt vorbei

Also vielleicht kommt eine Sängerin mit ihrer Gitarre vorbei und hat einen wunderbaren Text geschrieben, den sie auch auf der Gitarre performen kann: Das ist schon einmal gut. Wenn du als Musikproduzent diese Performance nehmen kannst und zum Beispiel eine Drumspur oder Bässe dazu mixt (und entsprechend der Harmonien auch die Akkorde), hast du bereits etwas produziert, was ursprünglich von jemand anderem stammt.

Natürlich geht das auch mit deinen eigenen Songs

Klar, wenn du selbst komponierst, bist du der Singer/Songwriter und kannst direkt von deinem Pianomockup zum Orchester umschreiben.

Ist das Zertifikat nun sinnvoll oder nicht?

Ich glaube nicht, dass man einen speziellen Kurs machen oder einen Studiengang zum Musikproduzenten absolvieren muss. Schaden kann solch ein Studium dir natürlich nicht, aber behalte die Kosten/Nutzen im Auge. Das Zertifikat macht dich nicht automatisch erfolgreicher und es ist jetzt auch nicht so, dass Auftraggeber sich für dein Zertifikat interessieren.

Was interessiert Auftraggeber denn jetzt?

Heute musst du als Producer auch dein eigenes Marketing machen. Selbst die ganz großen nutzen Videoportale (“Hans Zimmer Masterclass”), um auf sich aufmerksam zu machen. Leute wie Deadmau5 oder auch Linkinpark-Produzent Mike Shinoda streamen regelmässig auf Twitch oder Youtube.

Image by StockSnap from Pixabay