Ich bin Programmierer. Das bedeutet zwangsläufig, dass ich von Menschen nichts verstehen kann und viel lieber in einem dunklen Keller sitze und am liebsten mit niemandem rede. Lustigerweise war mein Büro tatsächlich im Keller und da ich remote arbeite, bin ich tatsächlich auch viel allein. Aber eigentlich bin ich sehr gerne unter Menschen.
Was ist ein Programmierer? In der Schule.
Es ist nachts. Ein Teenager sitzt vor seinem Computer und hat ein Programmierhandbuch da liegen. Er versteht nicht genau, was er da abtippt, aber er hat ein Machtgefühl, denn die Maschine tut das, was er will. Die Befehle sind ihm nicht ganz klar, aber offensichtlich zeigt PRINT etwas auf dem Bildschirm an und INPUT erwartet eine Benutzereingabe. Das ist total irre. Ihm fällt auf, dass 3 Seiten weiter Befehle wie POKE und PEEK stehen. Damit kann man Pixel auf dem Bildschirm hin und her laufen lassen. „Wie unfassbar krass ist das denn?!?“ denkt der Teenager sich und probiert auch diese Codes aus.
Dann ist es 7 Uhr morgens und der Wecker klingelt. Schule. Verdammt.
In der Schule ist Englisch total cool und bei Mathematik hat er immer das Gefühl, dass der erste Rechenweg, den der Lehrer da beschrieben hat, völlig ausreicht. Jetzt kommen einfachere Rechenwege und der Teenager steigt kopfmässig aus. Er versteht Mathematik vom Prinzip her, aber irgendwie kann er nicht erklären, wie er zu der Lösung gekommen ist. Und eigentlich nervt ihn das auch, die Uhrzeit ist kacke und im Grunde wartet er nur darauf, in die Computer AG zu gehen und Lücken im Netzwerk zu finden. Die Lehrer wissen alle, dass der Teenager es besser drauf hat. Er programmiert den Videorekorder, macht den Sendersuchlauf, fummelt am Tageslichtprojektor rum und updatet sogar den Schulserver. Die anderen Schulfächer sind alle Mist und sinnlos.
Freizeit?
Nach der Schule geht’s zu nem Kumpel, der in der Regel entweder mehr Spiele hat (zum Kopieren) oder aber den geileren Computer. Stundenlang sitzt man nebeneinander. Der Kumpel spielt, der Teenager sitzt daneben und überlegt die ganze Zeit, wie verdammt viel Arbeit da rein gegangen ist. Anschließend geht’s nach Hause und die nächste Nacht-Session steht an. Gepennt wird übrigens immer dann, wenn man im Bus sitzt, das muss reichen.
Der Programmierer in der Ausbildung bzw. im Studium
Nebenjob: Rechner für Leute in der Nachbarschaft reparieren, bootfähig machen, Pornoprogramme/Trojaner deinstallieren und davon soviel Geld verdienen, dass man den eigenen Rechner fit machen kann. Die Ausbildung muss sein, aber auch nur, weil wir in Fucking Deutschland leben. Mittlerweile nimmt man ja auch Quereinsteiger, aber grundsätzlich ist es gut, einen Fachinformatiker oder einen Bachelor in der Tasche zu haben.
Die Ausbildung läuft in etwa so: Das ist alles total cool, was da so passiert. Man versteht es nicht, aber der junge Mann oder die junge Frau, die gestern noch ein Teenager war, fummelt am Quellcode rum, bis irgendwas passiert. Es passiert was gutes, also gibt’s direkt ein Projekt vom Arbeitgeber, das so komplex ist, dass die Senior-Entwickler bewusst die Finger davon lassen.
Jeder Azubi findet aber seinen Guru in der Firma. Oder in der Berufsschule. Oder in irgend einem Kurs. Da ist jemand, mit dem man über die Probleme reden kann und derjenige gibt einfach nur einen kurzen Tipp. Der Knoten platzt und das Projekt kann tatsächlich abgeschlossen werden. Alles wird sich gemerkt. Der Programmierer ist sich sicher, alles richtig gemacht zu haben.
Das erste Mal dem Kunden zeigen. Kunden sind immer scheisse. Gerade in der Ausbildung drücken die auf irgend einen dämlichen Knopf und das ganze Programm geht nicht mehr. Argh!
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