In sozialen Netzwerken, hauptsächlich bei Facebook, findet man immer wieder Postings, wie dieses hier:
Damals haben wir noch draußen gespielt und wir wussten, sobald die Straßenlaternen angingen, mussten wir nach Hause.
Oder Sprüche wie diese hier:
Unsere Eltern waren zu streng für uns. Wenn man sich die Kinder von heute anschaut, war das auch gut so.
Oder auch:
Das, was wir damals gehört haben, war wenigstens noch richtige Musik
Ich habe mich heute morgen noch mit so nem Typen darüber gestritten, ob wirklich alles besser war. Gerade, weil der Post sich gegen die Kids von heute richtete (da oben der mit „strenge Eltern“), wurde ich richtiggehend sauer deswegen.
Früher war überhaupt gar nichts besser. Wenn jemand das behauptet, dann tut er das von seinem heutigen Standpunkt aus: Wenn die Eltern früher streng ware, hieß das im schlimmsten Fall, dass man eine geknallt gekriegt hat. Als Kind eine geplättet zu kriegen, das war auch früher schon scheisse. Wo war das denn besser?
Als wir angeblich noch draußen spielen konnten, bis die Straßenlaternen angingen, war das tatsächlich besser? Klar hat das Spaß gemacht, aber zu meiner Kindheit gab’s wesentlich weniger Autos im Straßenverkehr. Das war übrigens auch der Grund, warum ich problemlos draußen spielen konnte. Ich wage mal die These, dass das tatsächlich schon besser war, zumindest für diejenigen, die draußen spielen wollten.
Ich gehörte nicht dazu, und ich war damit ganz sicher nicht alleine. In meiner Kindheit hatte ich relativ schnell eine Bubble von Leuten um mich, die drinnen am Amiga, Atari oder C64 gespielt hat. Das war Freiheit für mich, das hat mich wirklich glücklich gemacht. Heute haben die Kinder die Wahl, ob sie draußen spielen wollen oder nicht.
Und der Spruch, dass die Musik ja früher viel besser war, das ist für mich gleichbedeutend mit „Sag mir, dass Du alt bist, ohne zu sagen, dass Du alt bist“ – Fragt mal eure Eltern, was deren Großeltern zu Acts wie Rolling Stones, Jimi Hendrix oder auch Cat Stevens gesagt haben? Spoiler: Die fanden’s Scheisse. Deine Urgroßeltern haben im Zweifel Lieder gehört, die heutzutage strafrechtlich relevant sind. War also auch nicht besser.
Es gibt eine einzige Sache, die besser war. Es gab kein Social Media. So blieben uns diese dämlichen Sprüchebilder erspart.
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