GTA5 ist laut Wikipedia mittlerweile etwas mehr als 10 Jahre alt. Wenn man bedenkt, dass z.B. jedes Jahr ein neues FIFA-Spiel herauskommt, muss man sich fragen, ob EA zu schnell neue Spiele herausbringt oder ob eine Openworld wie GTA 5 einfach viel komplexer ist. Natürlich ist ein GTA komplexer. Fußball hat starre Regeln und eine Openworld hat im Idealfall wenig Regeln, aber eine Hauptstory, der man folgen muss.
Das letzte Spiel von Rockstar Games war Red Dead Redemption 2. Red Dead Redemption ist auch schon 5 Jahre alt und zählt vielleicht schon als „alt“. Aber machen wir uns nichts vor: Auch heute gibt es noch jede Menge Easter Eggs in GTA oder RDR. Die Welt ist in diesen Spielen so unfassbar groß, dass man immer noch eine geheime Mine, einen ausgestopften Gorilla, einen Hinweis auf UFOs, Geldschätze, Superwaffen und was auch immer findet. Auf Youtube kann man sich stundenlang „Secrets of GTA“ oder „Hidden Areas in RDR2“ anschauen. Tage.
Rockstar Games hat schon mit GTA4 einen extrem hohen Realismusgrad erreicht. Das ging meiner Meinung nach schon fast zu weit, denn die Autos ließen sich nicht mehr wie in einer Spielhalle steuern, sondern fuhren teilweise noch schwammiger als mein alter Fiat Brava. Aber tatsächlich driften die Autos nicht so leicht, wie es dann in GTA5 wieder eingeführt wurde. Die Reifen in GTA4 haben auch langsam Luft verloren, in GTA5 waren sie sofort platt. Nico Bellic konnte Dinge heben und werfen, viel mehr Gebäude betreten und so weiter. Bei GTA 5 wurde der Realismus gegen eine extrem hübsche Optik und wahnsinnig beliebte Charaktere eingetauscht.
Realismus und schrumpfende Pferdehoden
Red Dead Redemption 2 hat einen Realitätsgrad, der erschreckend ist. Jeder Nichtspielercharakter führt sein eigenes Leben: Die Charaktere gehen zur Arbeit, dann trinken sie einen in der Kneipe, dann gehen sie ins Bett. Sie treffen Freunde, sie unterhalten sich. Sie gehen angeln und scheinen eine gute Zeit zu haben. Sie können mit dem Spieler sprechen, der Arthur verkörpert.
Arthur selbst kann sich umziehen, ein Lager bauen, gut essen, schlecht essen, zu betrunken sein, um noch laufen zu können, angeln gehen. Er kann Dinge basteln, Tiere jagen und häuten, sein Pferd striegeln, NPCs töten, plündern oder fesseln. Es gibt eine „Zwischenmission“, in der Arthur eine Serienmörderin decken kann, indem er eine Leiche verschwinden lässt. Er kann die Frau erschießen und zum Sheriff gehen. Er kann die Frau fesseln und zum Sheriff bringen. Je nach Situation verhält sich der Sheriff unterschiedlich.
Die Leichen verwesen in „Echtzeit“. Es gibt Hunderte von Tierarten, die sich realistisch verhalten. Büffel bewegen sich in Herden. Opossums stellen sich sogar tot, wenn es sein muss, und werden dann von der automatischen Zielerfassung nicht mehr erfasst. Pelikane, Störche, Wapitis und Adler laufen und fliegen. Adler können sogar Tiere fangen und in ihren Horst tragen. Bären kann man anstarren, wenn sie einen angreifen wollen, und sie ziehen sich dann realistisch zurück.
Und: Wenn es kalt ist, schrumpfen die Hoden des Pferdes.
Warum der Leak von GTA 6 überhaupt nichts aussagt
Wir haben also ein sehr realistisches Grand Theft Auto 4, ein spaßiges Grand Theft Auto 5 und dann ein ultrarealistisches Westernspiel namens Read Dead Redemption 2. Alle drei Spiele gelten als Meilensteine ihrer Zeit. Tatsächlich ist alles, was Rockstar seit GTA4 herausgebracht hat, realistischer und besser als die Produkte der Konkurrenz. Versteht mich nicht falsch, ich mag Witcher, Cyberpunk und Elden Ring. Aber es ist nun mal so, dass die Spiele aus dem Hause Rockstar eine unglaubliche Spieltiefe haben, die kaum ein Spiel im direkten Vergleich erreicht. Und leider kann ich tatsächlich einen Titel aus dem Jahr 2023 mit GTA4 aus dem Jahr 2008 vergleichen und muss feststellen, dass die „Welt“ von GTA4 reichhaltiger und immersiver ist als so manches Spiel von heute.
Am 22. September gab es einen massiven Leak. Jemand hatte es geschafft, Videosequenzen von GTA 6 zu zeigen. Zähneknirschend musste RSG zugeben, dass das Material echt war. Die neue Grafik hat viele Leute verärgert. GTA 6 sähe total beschissen aus und so weiter. Dieser Kritik muss man entgegentreten: Wir reden hier von einer Version, die noch nicht einmal Alpha ist. (Alpha ist das, was vor dem Betatest kommt. Beta-Versionen sind sozusagen die „Generalprobe“ und können fast 1:1 so veröffentlicht werden). Die Grafik sieht natürlich scheiße aus.
Heutzutage ist die Grafik nicht mehr unbedingt der Flaschenhals, der Spiele langsamer macht. Moderne Grafikkarten sind in der Lage, Hunderte von FPS zu liefern, unabhängig davon, was auf dem Bildschirm passiert. Dank RTX und Co. optimieren die Grafikkarten ihr visuelles Ergebnis von selbst. Die Engines selbst sind über Jahrzehnte gewachsen und optimiert worden. Spiele werden heute eher dadurch gebremst, dass Texturen nicht gut optimiert sind und Festplatten nichts anderes tun, als Daten zu schaufeln. Dank SSDs ist aber auch das eigentlich kein Problem mehr. Die größte Bremse sind die KI/AI-Systeme: Die Stadt muss simuliert werden. Dabei muss die Engine immer wissen, wo sich jeder NPC gerade befindet. Und das kostet viel Speicher und noch mehr Rechenleistung.
Im Leak haben wir vor allem die Spielmechanik gesehen und einfache Benchmarks, wie sich die NPCs verhalten. Natürlich wissen wir jetzt, welche Protagonisten uns erwarten, aber wir wissen nichts über die Story, wie intelligent die KI-Bots wirklich sind und was RSG noch alles plant. Angeblich ist die KI der Polizisten in GTA6 so programmiert, dass externe Serversysteme die KI-Berechnungen in der Cloud durchführen. Das bedeutet, dass die NPCs gemeinsam agieren und den Spieler als Gruppe verfolgen können. Allerdings nur theoretisch.
Wir wissen also mit Sicherheit: Das ist nicht die Grafik, die GTA6 wirklich haben wird. (Wer sich an Guarma in RDR2 erinnert, weiß natürlich, wie schön die RAGE-Engine von Rockstar aussehen kann). Wir wissen sicher, dass es 2 Protagonisten geben wird und wir wissen, dass GTA6 in Vice City spielen wird. Wir wissen nicht, welche Musik kommen wird, wir wissen so gut wie nichts über die Performance-Capture-Akteure und wie groß die reale Welt sein wird, können wir uns auch nur theoretisch aus den Leaks zusammenreimen.
Aber jeder, der schon mal Portal gespielt hat, weiß, dass die sichtbare Struktur eines Levels sich grundlegend von der Technik dahinter unterscheiden kann.
Es bleibt also sehr, sehr spannend.
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