Seitdem Elon Musk Twitter gekauft hat, gibt es eine massive Abwanderung der User und der Werbepartner. Das ist insofern ein Problem, weil Twitter schon vorher nicht wirtschaftlich war und eigentlich immer sehr kurz vor der Pleite stand. Nun kommt erschwerend hinzu, dass alle Versuche, Twitter gewinnbringend zu machen, scheitern. Musk wollte Personal sparen, hat 3700 Leute quasi in der ersten Woche entlassen und stellt nun fest, dass das vielleicht nicht seine beste Idee war. Aber der Business-Amoklauf geht ja noch weiter: Musk hielt es für eine sehr gute Idee, das jeder für 8 Euronen ein Verified-Emoji kaufen konnte.

Twitter hat er dabei unterschätzt, denn jetzt gibt es hunderte von verifizierten ElonMusk

Aufbruch in neue Welten – Fediverse

Im Mai sind schon relativ viele Leute von Twitter ins sogenannte Fediverse abgewandert. Das Fediverse ist ein Netzwerk von voneinander unabhängigen sozialen Netzwerken. Heißt, du kannst dich bei einem dieser Netzwerke anmelden und dein Login funktioniert automatisch bei allen anderen Fediverse-Netzwerken.

Die Netzwerke laufen auf (meistens privaten) unabhängigen Servern und sind quelloffene Software, die von enthusiastischen Entwicklern in ihrer Freizeit weiterentwickelt wird. Es gibt für alle möglichen kommerziellen Social-Media-App eine entsprechende Fediverse-Alternative. Durch den Musk-Twitter-Deal ist Mastodon im Moment in aller Munde, aber auch Instagram oder Facebook braucht man heute nicht mehr.

Wie funktioniert die Finanzierung, wer stellt die Bandbreite?

Jeder kann sich prinzipiell die Quellcodes von Mastodon oder Pixelfed herunterladen und eine Instanz aufbauen. Auf dieser Instanz kann der Serveradministrator nun Registrierungen von anderen Leuten zulassen. Ich selbst habe meinen Account ursprünglich bei mastodon.social angelegt, bin dann aber mit meinem kompletten Konto auf retrotroet.com umgezogen. Dabei habe ich all meine Kontakte mitgenommen. Wenn du dich mit jemandem von einem anderen Server vernetzen willst, ist das halt so: User @trancefish@retrotroet.com will sich mit @andereruser@andererserver.com vernetzen: Dann schreibt man halt den ganzen Usernamen inkl. anderem Server rein. Und da die Server untereinander kommunizieren, sehe ich, was @andereruser@andererserver.com gerade macht.

Da die meisten Produkte im Fediverse komplett Opensource sind, kann man sich relativ einfach einen Server irgendwo mieten, folgt der Installationsanleitung und hat sofort seine eigene Instanz. Das ist nicht besonders schwer. Ich hatte nur bei meinen ersten Versuchen einen zu kleinen Server verwendet, was halt dumm war.

Aber dann haben ja irgendwelche Leute mein Passwort!

Ja, idealistische Nerds haben dein Passwort. Oder halt bösartige Konzerne, wie Google oder Facebook. Außerdem benutzt man niemals dasselbe Passwort zweimal.

Taugt das was?

Soziale Netzwerke von Unternehmen dienem den Unternehmen. Das muss man sich immer und immer wieder klar machen. Facebook, Instagram, Twitter und TikTok stellen euch den Serverplatz nicht zur Verfügung, weil sie so nett sind. Sie verkaufen eure Interessen an Unternehmen. Sie fluten eure Timelines mit Müll zu, den ihr nicht braucht. Sie wollen Klicks generieren, deshalb wird dein Newsfeed mit Sachen zugeschissen, der dich triggert.

Das gibt es im Fediverse nicht. Hier gilt tatsächlich: Soziales Netzwerk, die Leute wollen einfach nur ihren Kram posten. Und wenn das andere Leute interessiert, dann posten die diesen Kram auch.

Fazit

Ich habe kein Facebook mehr, ich habe kein Twitter mehr. Seit Tagen macht mir dieser Soziale-Netzwerk-Kram endlich wieder Spaß.

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