Tief in der Karibik – was ist Point and Click?

The Secret of Monkey Island ist ein Point-and-Click-Adventure. Bei dieser Art von Spiel steuert man die Figur auf dem Bildschirm mit der Maus. Man klickt auf ein Verb, zum Beispiel „gehen“, und dann auf einen Bereich des Bildschirms, zum Beispiel eine Tür. Es erscheint dann der Satz „gehe Tür“. Man kann auch Gegenstände aus dem Inventar benutzen und sie mit Gegenständen auf dem Bildschirm kombinieren. Es gibt zum Beispiel den Satz: „Benutze Gummihuhn mit Haken an Drahtseil“ und die Figur auf dem Bildschirm führt diese Aktion aus.

In solchen Spielen kann man sich auch mit anderen Figuren unterhalten, dazu gibt es mehrere Frage- und Antwortmöglichkeiten. Diese Gespräche können ziemlich lange dauern, am Ende kann man nur noch die Option „Ich schaue mich nur kurz um, danke“ wählen. Durch die Gespräche ergeben sich eventuell neue Möglichkeiten, die Handlung voranzutreiben. Bei Monkey Island muss man auf bestimmte Sätze mit anderen Sätzen antworten.

Die Insel Melée-Island™ – Was ist Monkey Island?

Wir spielen Guybrush Threepwood. Das ist ein Typ, der auf der Insel Melée™ einen blinden Wächter (!) anspricht, weil er Pirat werden will. Der Blinde sagt ihm, dass er mit 3 schrecklich wichtigen Piraten sprechen muss. Diese schrecklich wichtigen Piraten sind übel riechende, groggurgelnde Schweine und sind nicht einmal beleidigt, als Guybrush sie so nennt. Um Pirat zu werden, muss Guybrush drei Prüfungen bestehen: eine Schatzsuche, er muss etwas stehlen und er muss die Schwertmeisterin besiegen. Am einfachsten scheint die Schatzsuche zu sein, also gehen wir in die Stadt und werden sofort von einem Schatzkartenverkäufer angesprochen. Wenn wir 100 Goldstücke hätten, könnten wir die Karte kaufen. Wir müssen also einen Weg finden, 100 Goldstücke zu verdienen.

Aus diesen 3 einfachen Aufgaben wird also eine viel komplexere Handlung. Im Laufe der Geschichte werden wir zu Zirkusartisten, lauschen den gruseligen Sprüchen einer verrückten Voodoo-Lady und müssen später eine Piratencrew zusammenstellen, was nur funktioniert, wenn wir uns mit einem Gummihuhn über eine Schlucht schwingen. Nebenbei lernen wir, dass Fechten nichts mit guter Technik zu tun hat, sondern viel mehr mit den richtigen Schimpfwörtern zur richtigen Zeit.

„Du kämpfst wie ein dummer Bauer!“

„Wie passend, DU kämpfst wie eine Kuh!“

Unsere Mission, ein professioneller Pirat zu werden, kollidiert leider mit den Plänen des bösen Geisterpiraten LeChuck. Dieser verfluchte Seemann versucht mehrmals, uns umzubringen. Außerdem haben wir uns gerade in die Gouverneurin der Insel, Elaine Marley, verliebt. LeChuck erhebt Besitzansprüche auf Elaine und entführt sie. Nun müssen wir auf die verfluchte Insel Monkey Island™, um Elaine zu befreien und LeChuck loszuwerden.

Der dreiköpfige Affe – Monkey Island Hintergrundbilder

Monkey Island wurde von dem Spieledesigner Ron Gilbert erdacht. Entgegen der landläufigen Meinung, dass Disney-Land’s „Fluch der Karibik“ Pate für die Serie stand, war vielmehr der Roman „In fremden Gezeiten“ von Tim Powers die Vorlage. Auch hier wird die Freundin des Protagonisten Jack Shandy entführt und mit viel Voodoo-Zauber und Magie gekämpft. Tatsächlich wurde dieses Buch erst später im vierten Teil von „Fluch der Karibik“ in die Handlung eingewoben. Der Name Guybrush Threepwood kommt daher, dass die Figur zuerst gemalt wurde und zunächst Guybrush.bbm hieß. BBM ist das Standardformat für das Pixelmalprogramm Deluxe Paint auf dem Amiga. Weil der Name so blöd klang, wurde noch Threepwood (nach den Romanen der Threepwood-Familie von P.G. Wodehouse) angehängt.

Der visuelle Stil des Spiels orientiert sich jedoch an der Disney-Attraktion. Wir sehen idealisierte Versionen von Piraten mit Augenklappen, vernarbten Gesichtern und Hochwasserhosen. Das Ganze spielt auf einer fiktiven karibischen Inselgruppe, und wir sehen schiefe Strandhäuser und opulente Handelsstädte. Vorbild für Melée Island war übrigens eine Stadt in Deutschland. Rothenburg ob der Tauber.

Schraubenschlüssel und Affen – Übersetzung

Monkey Island wurde übersetzt von Boris Schneider. Ich finde die Übersetzung gelungen, auch wenn aus „dairy farmer“ statt „Milchbauer“ „dummer Bauer“ geworden ist. Man muss aber auch zugeben, dass viele Witze in Monkey Island brutale Wortwitze waren, die wirklich schwer zu transportieren sind. In Monkey Island II gab es ein Rätsel mit einem Affen, der an einer Schraube aufgehängt werden musste. Das Rätsel war für Leute, die kein Englisch sprachen, fast unlösbar, denn wer von uns weiß schon, dass Monkey Wrench auf Deutsch Schraubenschlüssel heißt. Es gibt viele Leute, die die Übersetzung von Spielen kritisieren. Auf der Visitenkarte des Gebrauchtboothändlers Stand steht auf Englisch „I won’t shup up until we have a deal“, was durchaus Sinn macht. Denn Stan hält nie den Mund. In der deutschen Übersetzung wurde daraus: „Ich würde alles tun, um mit Ihnen ins Geschäft zu kommen“. Der Witz geht verloren.

Fortsetzungen

Monkey Island 1 und 2 sind vom original Team um Ron Gilbert, David Grossman und Tim Schafer. Der 3. Teil entstand ohne Gilbert. Später wurde die Reihe von Telltale Games übernommen. Return to Monkey Island entstand wieder mit dem „alten Team“ und hat die Reihe erfolgreich ins neue Jahrtausend gebracht.