Was macht Linux besser als Windows und umgekehrt

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Aktuell bin ich Windows-Benutzer, da ich beruflich viel mit Windows zu tun habe und mich insbesondere mit Active Directory und Serveradministrationen im Bereich Office, Exchange und SQL-Server auseinandersetzen muss. Da ich mal Musikproduzent war, habe ich natürlich auch viele Jahre Windows im Studio genutzt. Für 5 Jahre hatte ich gar kein Windows mehr auf meinem PC und nutzte Ubuntu, Debian und Antergos. Ich denke also, ich kann die Vorteile des jeweiligen Betriebssystemes ziemlich gut bewerten.

Geschichtsstunde

Linux wurde 1991 als quelloffene Software veröffentlicht. Linus Torvaldts hatte Spaß daran, ein eigenes Betriebssystem zu schreiben und er stellte in einer Newsgroup seine ersten Ideen/Entwicklungsschritte vor. Interessanterweise wude sein „kleines GNU-Projekt“ ziemlich schnell und begeistert von den meisten Usern aufgenommen. Damals noch unter dem Namen „FREAX“ wurde das spätere Linux ziemlich schnell ein Geheimtipp, weil man endlich ein Unix-kompatibles System auf einem Heimcomputer vernünftig benutzen konnte. Eine „grafische“ Benutzeroberfläche gab es zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht.

Microsoft Windows war in Version 3.1 ab 1992 erhältlich. Zuvor hatte Microsoft den PC-Markt ganz klar mit MS-DOS dominiert und spätestens seit Windows 95 ein relativ gutes, netzwerkfähiges Betriebssystem gebaut. Windows 95 setzte allerdings zu großen Teilen noch auf MS-DOS-Funktionen auf und ein reines, grafisches System wurde Windows erst mit Windows NT4. Seit Windows XP kann man davon sprechen, dass Microsoft ein echtes Multitasking-fähiges OS vertreibt, welches eine breite Hardwareunterstützung bot und mit dem 2009 erschienenen Windows 7 den Höhepunkt erlebte. Über Windows 8, Vista oder auch Windows ME hängen wir mal den Mantel des Schweigens und widmen uns nun einem aktuellen Linux im Vergleich mit dem 2015 erschienenen Windows 10 bzw. Windows 11.

Was wird verglichen?

Windows und Linux hatten immer verschiedene Zielgruppen. Im Zeitalter von Cloudcomputing und Netzwerksystemen laufen Entwicklungen aktuell parallel zueinander, aber damals war MS-DOS bzw. Windows der klassische Desktop-Arbeitsplatz, während Linux sich an Coder, Netzwerkspezialisten und Techniker richtete. Wie gesagt, das läuft mittlerweile alles jetzt zusammen: Windows läuft mittlerweile auch auf Servern und Linux hat mittlerweile recht ansehnliche Benutzeroberflächen verpasst bekommen. Wir vergleichen also ein aktuelles Windows 10 (Build 1903) mit einem aktuellen Ubuntu Linux (18.04 LTS). Allerdings gibt es hier schon einen entscheidenden Unterschied: Bei Windows gibt’s eine fertige Oberfläche. Bei Linux kannst du zwischen verschiedenen Oberflächen (Gnome, KDE, Cinnamon) wählen.

Installation

Sowohl Windows, als auch Linux lassen sich problemlos vom USB-Stick installieren. Du kannst in jedem Fall über Programme wie Rufus einen bootfähigen Stick erstellen und die Installation von Windows oder Linux direkt starten. Hier gibt’s aber schon den ersten Pluspunkt für Linux. Ubuntu kannst du direkt vom Stick aus starten und du musst es gar nicht installieren, um es auszuprobieren. Der zweite Pluspunkt für Linux ist, dass du Ubuntu direkt neben dem bereits vorhandenen Betriebssystem dazu installieren kannst. Windows lässt im Standard kein weiteres Betriebssystem zu.

Die Installation selbst läuft bei beiden Systemen relativ identisch. Du legst deine Benutzerdaten fest, du partitionierst, du richtest das Netzwerk ein und die Installation startet. Lustigerweise hat Linux auch hier die Nase vorn, denn tatsächlich werden alle Updates bei der Erstinstallation schon mitgeliefert und seltsamerweise ist während der Installation auch kein Neustart notwendig. Bei Windows startet der Rechner 3-4x neu und sobald die Installation abgeschlossen wurde, zieht Windows nachträglich noch alles mögliche als Updates.

Man kann sagen: einen lauffähigen Linuxrechner hast du in maximal 30 Minuten eingerichtet. Bei Windows kann dies durchaus 1-2 Stunden länger dauern.

Nach der Installation

Seit Windows 10 hat sich, gerade im Bereich Treiber, viel getan. Unter Windows 7 ging nach der Installation der Treibermarathon los. Herstellerseiten abgrasen und nacheinander Grafikkartentreiber, Soundtreiber, Maustreiber, Boardtreiber, Tastaturtreiber und Druckertreiber installieren. Bei Windows 10 ist das nicht mehr ganz so extrem: Die von Microsoft mitgelieferten Treiber sind allesamt okay und der Rechner läuft meistens schon benutzbar. Selbst Spiele sind möglich, allerdings sind die Treiber oft eben nicht die neusten Windowsversionen.

Bei Linux sind die Opensource-Treiber installiert. In der Regel kannst du nach der Installation noch auf proprietäre Treiber umstellen. Dieser Schritt ist optional und theoretisch nur notwendig, wenn du Linux auch zum Zocken benutzen willst. Sound, Maus und angeklemmte USB-Geräte laufen meistens schon. Lediglich WLAN-Sticks und Drucker sind manchmal zickig.

Mitgelieferte Software

Windows liefert dir Windows. Eine vollständige Officelösung fehlt ebenso, wie ein wirklich gut benutzbarer Mediaplayer. Bei Linux wird im Desktopbereich immer Libreoffice mitinstalliert. Libreoffice ist eine vollständige Officelösung, die auch unter Windows perfekt funktioniert. Microsoft Office kostet im Vergleich dazu viel Geld, allerdings hat Microsoft mit MS-Office auch den Quasistandard für Bürosoftware festlegt. Libreoffice muss sich mit den Leistungen nicht hinter dem kommerziellen Bruder verstecken, aber Libreoffice ist eben nicht MS-Office und Linux ist nicht Windows. Als Mediaplayer wird „Gnome Video“ mitgegben, der sehr viele Formate direkt abspielt. Windows hat das Programm „Filme und TV“. Einigen wir uns darauf, dass man bei beiden Betriebssystemen mit VLC besser bedient ist. Windows 10 hat einen eigenen App-Store, während man bei Ubuntu den Menüpunkt „Software“ hat oder alternativ über das Terminal irgendwelche Programme nachinstallieren kann.
Softwareinstallationen durchführen

Von Windows ist man es gewohnt, beim Hersteller der Software oder halt über eine Google-Suche das entsprechende Programm zu beziehen und dann durch einen Doppelklick auf die Anwendung das Programm zu installieren. Diese Methode ist etabliert und es funktioniert ganz gut. Windows 10 fragt mittlerweile auch nach, ob die Datei tatsächlich ausgeführt werden soll, nachdem eine „Signaturprüfung“ durchgeführt wurde. Meistens klickt man auf „ja“ und erlaubt der Anwendung dadurch, wild im System herumzufuhrwerken. Klar: Wenn man den Microsoft-eigenen „Store“ nutzen würde, hätte man geprüfte Anwendungen, aber wenn das früher schon so geklappt hat, dann muss man das auch weiter so machen.

Linuxer sind es gewohnt, Programme nur aus sogenannten Paketquellen zu beziehen und/oder die Programme vielleicht sogar selbst zu kompilieren. Normalerweise fängt man sich da nix ein und die offiziellen Paketversionen sind perfekt auf dein Linux abgestimmt. Im Normalfall sind das auch nicht die neuesten Versionen, aber jede Linux-Distribution bietet dir die Möglichkeit, zusätzliche Paketquellen zu definieren. Bei Ubuntu nennt man dies PPA, bei Arch wäre das das AUR. Die Chance, sich über diese Quellen Müll einzufangen, sind relativ gering. Die Chance, eine Spyware zu beziehen, sind definitiv größer, wenn man irgend einen Windows- Installer irgendeiner Software benutzt. Nicht zuletzt kann unter Linux ausschließlich der Administrator Programme installieren. Windows ist nicht ganz so restriktiv. Beide Systeme setzen aber voraus, dass du gefälligst nicht einfach so irgendwelche Programme installieren solltest.
Softwarespektrum

Hier kann Windows ganz klar glänzen. Allein wegen des Pseudomonopoles von Microsoft, erscheinen die meisten Programme für Windows. Gerade kleinere Firmen stellen in der Regel nur Windows-Versionen ihrer Programme bereit und man darf auch nicht vergessen, dass die meisten Industrie-Betriebe auch Windows einsetzen. Diverse Programme gibt es ausschließlich für Windows. Insbesondere Spiele erscheinen zuerst für Windows, dann eventuell für den Mac und mit viel Glück auch für Linux.

Das heißt nicht, dass es für Linux keine Alternativen gibt: Natürlich gibt es GIMP, natürlich gibt es Blender, natürlich kann man dank Steam und Proton die meisten Windows-Spiele auch unter Linux spielen. Im Endbenutzer-Bereich steht man als Linuxer allerdings oft vor der Herausforderung, dass es „das eine“ Programm schlicht und ergreifend nicht gibt.
Benutzbarkeit

Wer viel Geld für die Usability von Programmen ausgibt, erhält auch Usability. Im Mac-Kosmos ist alles aufeinander abgestimmt, jedes Programm lässt sich identisch bedienen. Bei Windows wurden seltsame, nicht immer logische Konstrukte konsequent beibehalten, sodass ein erfahrener Windows-XP-Benutzer ziemlich schnell auch mit Windows 10 klar kommt. Bei Linux kamen die grafischen Oberflächen erst viel später und KDE verfolgte einen anderen Ansatz, als Gnome und nicht zuletzt gab es innerhalb der Grafik-Oberflächen und deren Teams immer mal wieder Reibungen, sodass Gnome geforked wurde und wir nun mit Cinnamon und Gnome arbeiten müssen.

Die Herausforderung für UI-Designer ist: Schreibe ich eine Anwendung für GTK oder für QT. Welches der beiden Frameworks erleichtert mir die Arbeit? Wie wird überhaupt damit gearbeitet?

Dinge, die unter Gnome „so“ gemacht werden, werden unter „KDE“ ganz anders gemacht. Das ist einer der Gründe, warum erfahrene Linux-User weiter bei der Konsole bleiben. Man kann Linux mittlerweile komplett in der GUI konfigurieren, aber nichts ist schneller, als eine auswendig gelernte Kommandozeile.
Performance

Ein Linux ist, einmal installiert, immer so schnell, wie am ersten Tag. Das ist kein Scheiss, denn Linux arbeitet zum einen schon auf Dateisystemebene anders, als Windows und es gibt eben keine Registry. Die Windows-Registry wird bei jeder Software-Installation größer und leider gibt’s dort irgendwann jede Menge leerer Dateileichen. Das bremst das System aus. Programme wie CCleaner sind „Schlangenöl“, Windows gibt dir auch die Datenträgerbereinigung. Wie gesagt: Unter Linux gibt es solche Tools auch, allerdings sind diese Tools relativ sinnfrei und man braucht sie nicht. Da Linux grundsätzlich mit vorhandenen Rechnerressourcen besser umgeht, ist Linux auch viel schneller.

Sicherheit

Einer der Hauptgründe für die Sicherheit von Linux ist die einfache Tatsache, dass Linux für böse Blackhats kaum interessant ist. Das komplexe und manchmal nervige Rechtesystem ist ein weiterer Punkt. Nicht zuletzt ist Linux „sicherer“, weil es hauptsächlich von IT-affinen Menschen genutzt wird.

Fazit

Nutze das Betriebssystem, auf das du Bock hast. Installiere dir ein Windows, weil du spezielle Programme oder Games brauchst, die unter Linux nicht gehen. Oder installiere dir Linux, wenn du ein sicheres, schlankes und schnelles Betriebssystem benötigt. Linux läuft parallel und die Anforderungen sind so klein, dass du es theoretisch auch in einer VM nutzen kannst. Lustigerweise ist diese ganze Blogsoftware auch in einer VM geschrieben worden.

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