Heutzutage, wo die Kosten für die Erstellung von Inhalten gegen Null tendieren, können die Menschen eine unglaubliche Menge an Inhalten teilen. Das hat mich neugierig gemacht auf das Konzept der langen Haltbarkeit im Vergleich zur kurzen Haltbarkeit. Während vieles von dem, was wir sehen und hören, schnell veraltet, gibt es zeitlose Ideen oder sogar Musikstücke, die über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte relevant bleiben können.

So erleben wir zum Beispiel ein Wiederaufleben des Stoizismus, wobei viele der Erkenntnisse von Marcus Aurelius auch noch nach Tausenden von Jahren nachhallen. Das bringt mich zum Nachdenken: Was sind die unintuitivsten, aber beständigsten Ideen, die heute nicht häufig diskutiert werden, aber eine lange Lebensdauer haben könnten? Und was schaffen wir heute, das auch in Hunderten oder Tausenden von Jahren noch geschätzt und diskutiert werden wird?

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Daniel Ek ist der Chef von Spotify. Ihr wisst schon, die Plattform mit der größten Musikauswahl der Welt und im Grunde genommen das, was das Herunterladen von Musik über Limewire und Bittorrent ad acta gelegt hat. Ek hat nun rausgehauen, dass Contentproduktion (also in dem Fall Musik) heute so gut wie nichts mehr kostet.

Spotify Premium kassiert im Monat Geld und verteilt das Geld über einen Schlüssel, den ich nicht verstehe, an irgendwen, der sowieso schon ein riesiger Star ist. Unter 1000 Streams / Monat kriegt man nix, auch wenn man 0,03 Cent kriegen würde. 999 mal wird dein Song also „umsonst“ gestreamt.

Ich bin ja so alt, ich kenne noch den Begriff der Kulturflatrate. Das war damals die Antwort der Raubkopierer auf die Wünsche der Musikindustrie, dass man doch bitte Geld dafür zahlen soll, wenn man Musik herunterlädt. Die Flatrate selbst war so angedacht, dass jeder ein paar Euro zahlt und je nachdem, was am häufigsten Heruntergeladen wird, entsprechend entlohnt wird. Fanden die Plattenfirmen damals doof, aber Streaming scheint irgendwie legal und was gaaaanz anderes zu sein. Egal – es geht hier darum, was Musikproduktion denn nun tatsächlich kostet.

Kostenfaktor Bedroom-Producer-Studio

Wir fangen mal ganz klein an: Das klassische Schlafzimmer-Studio, in dem zu 100% digital gearbeitet wird. Von mir aus auch ohne Gesang.

  • DAW: Das Musikprogramm LMMS kostet nichts. Ardour kostet einen Wunschbetrag. Garage Band ist beim Mac dabei. Reaper kann man vollständig nutzen, wenn man den „Registriere mich“-Screen wegklickt.
  • Audiointerface: Onboard-Soundkarte ist im PC mit drin, die Anschlussmöglichkeiten sind allerdings Grütze, aber gut. So ein Teil kostet zwischen 50 und unendlich viel Euro.
  • VST-Plugins: Plugins wie Vital kosten tatsächlich erstmal nichts. Serum VST kostet 200 Euro und ist der Quasistandard für Dance-Musik.
  • Samples mit 100%iger Sicherheit, dass man sie benutzen darf, gibt’s zum Beispiel bei Splice. Splice kostet (Juni 2024) ca. 13 Euro im Monat, also 150 Euro/Jahr.
  • Laptop: Ein musikfähiger Laptop ist in der Regel das, was auch ein Gamerlaptop ist: Viel RAM, viel Festplattenplatz, SSD. Ohne Betriebssystem (Windows) bist du bei mindestens 600 Euro. 100 Euro dazu, gibt’s Windows oben drauf. 1000 Euro kostet ein Macbook Air
  • Midikeyboard: Ein 25 Tasten Keyboard kostet grob 100 Euro (Akai MPK Mini).
  • Kopfhörer: AKG K240 Studiokopfhörer (günstigste professionelle Studiokopfhörer der Welt) kosten 80 Euro

Windows-Homestudio: 1200 Euro. Mac-Homestudio: 1600 Euro

Kleines Tonstudio mit Analoger Aufnahmemöglichkeit

Im Grunde brauchst du alles, was oben schon steht. Der Laptop wird ausgetauscht gegen einen PC. Der Einfachheit halber sagen wir jetzt mal, der PC kostet 3000 Euro (so muss ich nicht mehr extra den Mac gegenrechnen).

  • PC mit richtig viel RAM und einer fixen SSD-Platte. 3000 Euro
  • Semiprofessionelles Audiointerface (Scarlett 2i2) 200 Euro
  • 64 Tasten Keyboard (Impact GX 61) 150 Euro
  • Professionelles Mikrofon: Shure SM7B (400 Euro)
  • Kabel (50 Euro)
  • Mischpult (250 Euro)
  • Gitarre (ab 100 Euro)
  • Monitorboxen (500 Euro)

Also: Alle Kosten von oben, plus den Kram hier unten: rund 5000 Euro.

Mit so einem Setup kannst du eine Gitarre aufnehmen oder auch Gesang. Das reicht im Grunde für „Liedermacher“-Kram. Nur du und deine Klampfe. Wie schön.

Aber – wir sind doch eine BAND

GE-NAU. Ihr seid eine Band. Wir nehmen also nun die 5000 Euro von oben und packen noch ein paar Dinge dazu:

  • E-Bass: Ein 4-Saiten-E-Bass kostet ungefähr 150 Euro
  • Schlagzeug: Mindestens 300 Euro musst du ausgeben. Aber wir sind Profis, also 500 Euro.
  • Mikrofone zum Aufnehmen von den Drums. Je mehr Mikrofone du hast, desto besser. Mindestens 3 Mikros sollten es sein: Shure SM 57 2x und ein Mikro speziell für die Kickdrum: 300 Euro + 150 Euro
  • Größeres Mischpult (500 Euro)
  • Noch mehr Kabel (50 Euro)
  • Miete für Proberaum ungefähr 300 Euro / Monat

5000 Euro von oben, plus das hier: 7000 Euro.

Mastering / Mixing und Zeit

Mit dem oben genannten Minimalsetup seid ihr in der Lage, eure Songs selbst aufzunehmen. Aber wie geht das eigentlich? Es muss Fachliteratur her. Entweder Bücher kaufen oder halt die monatlichen Kosten, im Internet sich schlau zu lesen. So oder so geht viel Zeit dabei drauf. Zeit ist übrigens ein Faktor, der unbezahlbar ist.

Nur weil du nun weißt, wie du deine Band aufnimmst und wie man das hinkriegt, ohne dass es übersteuert ist und so weiter, brauchst du spätestens jetzt einen Mixing-Engineer und jemanden, der das Mastering übernimmt. Du hast das letzte Wort, was den Mix betrifft, aber wenn du professionell arbeiten willst, musst du deine Stems einzeln nehmen und jemanden darüber gucken lassen, der sich mit so was auskennt.

Da kann ich jetzt keinen konkreten Preis nennen, da geht viel über Mundpropaganda und eben auch darüber, wie sehr jemand an euch glaubt.

Lieber Daniel Ek, fast kostenlos sehe ich hier nicht

Also ich bin grob bei 5-10000 Euro für ein minimalistisches Studio plus die Kosten, die ein professionelles Mastering kostet, damit der Song überhaupt auch noch gespielt wird. Abgesehen davon habe ich Publisher wie CDbaby, Amusic und so weiter noch gar nicht mit eingerechnet, aber auch die wollen Geld haben, um meine Tracks bei euch hochzuladen.

Ich verstehe deine Rechnung nicht und ich verstehe nicht, wie man behaupten kann, dass das alles nichts kostet? Natürlich muss man nicht alles auf einmal kaufen. Irgendwer HAT eine Gitarre und irgendwer hat auch seinen Gaming-PC schon, den man zu nem digitalen Tonstudio umbauen kann. Aber der Kram wurde halt dann irgendwann einmal schon gekauft. Aber es wurde definitiv Geld dafür bezahlt.

Content erstellen ist NIE umsonst.

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