Donald Trump ist seit dieser Woche offiziell Präsident der vereinigten Staaten von Amerika. In dieser Zeit ist einiges passiert. Elon hat vergessen, wie man sein Herz verschenkt, eine Bischöffin hat Trump in der Kirche (zurecht) darauf hingewiesen, dass seine Politik komplett wider christlichen Glaubens ist (und Trump will dafür eine Entschuldigung) und nicht zuletzt werden direkt auch schon wieder Einwandererfamilien brutal auseinandergerissen.

Politisch ist das alles gerade schwierig. Mit der Einführung der DSGVO war es ja schon so, das manche Webseiten aus den USA in Deutschland nicht mehr funktioniert haben. Das Aufschlüsseln der verwendeten Dienste im Cookiebanner hat in Teilen gereicht, damit diese Dinge wieder funktioniert haben. Aber mal im Ernst: Wer möchte seine teilweise sensiblen Firmendaten noch in ein Land schicken, das theoretisch als NATO-Partner einfach so aussteigen kann, wenn es denn will?

Auf die Techkonzerne kann man sich nicht verlassen

Bei Donald Trumps Einführung als Präsident war neben Elon Musk auch der Chef von Google, der Chef von Meta und der Chef von Apple vor Ort. Der Chef von Microsoft hat Donald Trump auf Threads gratuliert. Diese Unternehmen passen sich, als Amerikaner, natürlich der geltenden Regierung an. Das müssen die ja auch, sie sind ja nun mal auch an die Gesetze gebunden.

Was bedeutet das für deutsche Unternehmen?

Die meisten Startups setzen auf Google for Business, größere Unternehmen verwenden Office365 von Microsoft. Quellcode-Repositories werden auf Github gehostet oder auf Bitbucket, die jetzt auch nicht zu Europa gehören. Bitbucket war mal europäisch, ist es aber nicht mehr. Das bedeutet: Alle Mails, alle Teams-Besprechungen, alle Google-Meetings liegen prinzipiell auf US-Servern. Chats auch. Mich wundert selbst gerade, dass bei Google Mail nicht jede zweite Zeile das Thema Trump hat.

Die Frage, die sich jede deutsche Firma stellen muss ist: Kann ich damit leben, dass eine hyperkapitalistische, libertäre und in Teilen faschistische Regierung meine Daten auswertet?

Europa ist abgehängt, oder?

Tatsächlich ist es relativ schwierig, sich von US-Konzernen zu entfernen. Zumindest muss man sich in das Thema reinknien und Recherchearbeit betreiben. Beim Smartphone zum Beispiel gehen wir fast alle davon aus, dass es entweder ein Iphone oder ein Android-Smartphone sein muss. Jetzt ist es aber so, der eine ist Tante Apple und der andere ist Tante Google. Beide kommen aus den USA. Gibt’s denn überhaupt Möglichkeiten, ein Smartphone zu nutzen?

Smartphone aus Europa

Wie gesagt, eigentlich gibt’s nur diese beiden großen Player. Android und Apple. Aber mit Sailfish-OS kannst du eine Art Linuxbetriebssystem auf einem modernen Smartphone benutzen. Sailfish ist kompatibel zu Android, du kannst die meisten Apps also tatsächlich weiter benutzen. Wie bei jedem Betriebssystem ist eine Umgewöhnung notwendig.

Sailfish OS

Das Iphone an sich ist nicht ersetzbar, da IOS halt komplett closed source ist und Apple-Produkte halt hauptsächlich nur im Apple-Kosmos miteinander funktionieren.

Soziale Medien

Wir müssen uns nichts vormachen. Der ganze Kram um „Recht an eigenen Daten“ ist aufgrund der Entwicklungen der Tech-Konzerne in den USA entstanden. Twitter/X ist schon seit langem faktisch nur noch ein Sammelplatz für Hetzpostings und seitdem Meta beschlossen hat, keine Factchecker mehr zu nutzen, ist Threads/Facebook/Instagram auch nicht mehr nutzbar.

Was genau heißt Factchecking?

Bei sozialen Medien gibt es im Idealfall Teams/Redakteure, die Informationen, die falsch sind, sperren. Wenn ich also schreibe, dass die Erde flach ist, sitzt da jemand, der den Post sperrt. Weil er falsch ist. Bei Wikpedia muss zum Beispiel alles belegt sein und es müssen Beleglinks aus vertrauenswürdigen Medien gepostet werden. (Quelle) – dabei steht zum Beispiel für ChatGPT und Co. ausdrücklich drin, dass diese Quellen nicht als vertrauenswürdig gelten.

Wie gesagt, bei den meisten großen sozialen Netzwerken gab es große Teams, die die Wahrheit zu Posts überprüfen sollten. Klar wurde da auch viel mit AI gearbeitet, aber in der Regel sprang die AI direkt an, wenn faktisch falsche Sachen gepostet wurden.

Aktuell geht bei X und Meta der Trend in Richtung „Community Note“

Was ist Community Note?

Community Note bedeutet, dass die breite Masse bestimmt, ob etwas wahr ist, oder nicht. Im ersten Monent klingt das total einleuchtend: Die Masse weiß doch, dass die Erde nicht flach ist. Während es bei diesem klassischen Beispiel noch relativ eindeutig ist, gibt’s aber diverse Themen, von denen die Masse keine oder nur wenig Ahnung hat.

Die meisten würden zum Beispiel sagen, dass Russland die größte Landfläche von allen hat. Afrika würde da locker zweimal reinpassen.

Das ist aber tatsächlich FALSCH. Afrika ist viel, viel größer als Russland. Aber die meisten Landkarten sind einfach falsch gezeichnet worden und das wurde nie behoben. Afrika hat eine Fläche von ca. 30.000.000 km². Russland hat „nur“ eine Fläche von 17.000.000 km². Doch warum sieht Afrika auf allen Karten falsch aus? Die Antwort gibt’s unter anderem bei Spiegel Online.

1569 veröffentlichte Gerhard Mercator seine bekannte Weltkarte. „Ad usum navigantium“ hat der Zeichner gleich oben auf sein Werk in lateinischer Sprache geschrieben. Das bedeutet: „zum Nutzen der Seefahrt“. Denn Mercator war als Erstem etwas Tolles gelungen: Die Karte ermöglichte Seeleuten, auf dem offenen Meer mit dem Kompass zu navigieren – und so auf der anderen Seite des Meeres auch wirklich an der auf der Karte gezeigten Stelle anzukommen. Damit das klappte, musste Mercator einige Dinge ganz schön falsch darstellen.

So zeichnete er alle Länder am Äquator in der richtigen Größe. Der Äquator ist die gedachte Linie, die einmal in der Mitte um den Globus geht und ihn in Nord- und Südhalbkugel teilt. Aber der Kartenkünstler wollte, dass Seefahrer auch die Länder nördlich und südlich des Äquators mit dem Kompass anpeilen können. Weil die Erdkugel nach oben und unten immer weniger Umfang hat, musste er die Länder mehr und mehr in die Breite ziehen, je weiter sie im Norden oder im Süden liegen. So behielten zum Beispiel Afrika und Südamerika, die nahe am Äquator sind, ihre eigentliche Größe, während die USA, Europa oder Grönland viel größer wurden, als sie eigentlich sind.

Quelle: https://www.spiegel.de/deinspiegel/warum-alle-weltkarten-verzerrt-sind-fuer-kinder-erklaert-a-50dcf86c-406b-4d88-af36-ef6fd320fe1b

Keine Ahnung, wie ihr das seht: Aber ich habe lange gedacht, dass Russland viel größer ist, als Afrika. Und ich gehe davon aus, dass es den meisten Menschen so geht. Und genau das ist das Problem mit der Schwarmintelligenz.

Kultur in social Media

Das Bild ist eine Collage, die die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Amerika hervorhebt:  

- **Linke Seite (Deutschland):**  
  - Eine deutsche Flagge ist prominent dargestellt.  
  - Ein Saunabild symbolisiert die offenere Einstellung Deutschlands zur Nacktheit.  
  - Ein Symbol für Altersfreigaben bei Filmen repräsentiert den strikten Jugendschutz.  
  - Eine Sprechblase mit milden deutschen Schimpfwörtern deutet die zurückhaltendere Verwendung von vulgärer Sprache an.  

- **Rechte Seite (Amerika):**  
  - Eine amerikanische Flagge ist deutlich sichtbar.  
  - Ein Geschäftsschild mit einer Waffe zeigt die lockere Haltung gegenüber Waffenbesitz.  
  - Eine Sprechblase mit kräftigeren Schimpfwörtern betont die häufigere Nutzung expliziter Sprache.  
  - Eine Gruppe von Teenagern, die einen PG-13-Film schauen, illustriert die liberale Jugendkultur.

Viele Menschen nutzen gerade amerikanische soziale Medien, weil diese Medien halt die größten Anbieter sind. Außerdem sind fast alle Prominenten da. Egal ob populäre Menschen oder Wissenschaftlerinnen, alle sind da vertreten. Aber wir reden hier von einem komplett anderen Kulturkreis: Wenn du als Deutscher in einem USA-Netzwerk unterwegs bist, bist du in einem Medium unterwegs, das komplett andere Einstellungen zum Thema Nacktheit, Waffen, Musik oder in Summe Europa hat. In Deutschland wirst du zwar auch in einer Demokratie aufgezogen, aber hier darf ohne Probleme und ändern der Altersbeschränkung in Filmen Nacktheit gezeigt werden und „Fuck“ gesagt werden. Dann ist der Film immer noch ab 6 Jahre freigegeben. In Amerika ist das anders: Sobald das Wort „Fuck“ auftaucht, ist der Film nicht mehr für unter 13 Jährige anguckbar. Sobald es Brüste gibt, ist der Film nur noch für Erwachsene.

Deshalb gibt’s auch keine richtige Möglichkeit, ein allseits verständliches soziales Netzwerk aufzubauen. Wir mögen die Amis für prüde halten, dafür halten uns die Amis für Weicheier, weil wir unseren Besitz nicht mit Waffen verteidigen.

Innerhalb von Deutschland selbst sind wir aber auch verkracht. Da trifft Diesel-Dieter auf Elektro-Enno und das die keine guten Freunde werden, sollte allen klar sein.

Bubble-Netzwerke / Messenger

Im Grunde ist „WhatsApp“ das beste „soziale Netzwerk“, weil es in der Regel in der eigenen Bubble stattfindet. Aber WhatsApp überträgt alles auf die Server von Meta. Dort wird es ausgewertet und passende Werbung ausgespielt. Außerdem werden verwertbare Informationen gespeichert. Eine DSGVO gibt es dort nicht. Alles, was du postest, lizensierst du faktisch an META. Auch die Fotos deiner Enkelkinder. Whatsapp/Meta darf diese Daten intern verwenden.

Messenger ohne Speicherung oder sogar eigener Chatserver

Dem kannst du entgegensteuern, indem du einen Messenger verwendest, der keine Daten auf Servern speichert. Signal oder Threema zum Beispiel. Alternativ kannst du auch über einen selbst gehosteten Messengerdienst auf deinem eigenen Server nachdenken. Mattermost oder Matrix sind da eine Option. Anschließend kannst du deinen Leuten diese Software installieren. Du bauchst lediglich einen kleinen Server, den du für maximal 20 Euro z.B. bei Ionos mieten kannst. Alternativ geht natürlich auch DynDNS und ein Server zuhause.

Alternative Fediverse -> Instagram, Twitter, Threads, Facebook, Youtube

Keine Ahnung, ob es nur mir so geht, aber bei Facebook bekomme ich überhaupt gar nicht mehr mit, was meine Freunde so machen. Mein Feed ist voll mit Werbung und angeblichen Newsseiten, von denen ich noch nie gehört habe. Das Ziel dieser News ist es meistens, mich wütend zu machen. 99% der Sachen da sind rechtspopulärer Quark über schlechte E-Autos, angeblich nicht funktionierende Windenergie und irgendwas, was irgendein Syrer wieder gemacht haben soll.

Facebook weiß ganz genau, wie es mich triggert. Bei Instagram ist das auch nicht besser. Ich muss bewusst die Channel der Leute suchen, die mich interessieren. Immer. Wie kann man das umgehen?

Ich betone nochmal: Facebook und so weiter profitieren davon, dass du möglichst lange auf deren Website bleibst. Der Algorithmus ist bewusst so gewählt, dass du dich über Posts aufregen kannst. Wenn du selbst Beiträge veröffentlichst und einen Link zu deinem Blog oder deinem Youtube-Video setzt, wird dieser Beitrag nicht gleichwertig hoch ausgespielt, wie ein sogenannter Rage-Bait-Beitrag. Rage-Bait funktioniert so: Du verbreitest bewusst eine Falschmeldung, die die Leute im besten Fall wütend macht und die sie dann kommentieren. Damit weiß Facebook, dass die Leute sich dafür interessieren und spielt das dann an noch mehr Leute aus. Und nach den letzten Entgleisungen von Musk, Zuckerberg und so weiter, wird diese Meinung halt an die „neue Kultur“ in den USA angepasst.

Man kann sich also nun bei Mastodon anmelden, Friendica benutzen oder seine Fotos bei Pixelfed hochladen. Es gibt Verzeichnisse, in denen diverse Server angeboten werden. Der Hauptunterschied zwischen einem Fediverse-System und einem klassischen Social Network ist: Die User sind nicht alle auf dem selben Server, aber du kannst trotzdem mit ihnen vernetzt sein. Angenommen, ich habe einen Mastodon-Account auf server1.social, mein Kumpel hat einen Account auf server2.social. Bei Facebook reicht es, wenn ich den Namen eingebe. Im Fediverse hilft es, wenn ich den Server meines Kumpels kenne. Also suche ich Max.Mustermann@server02.social – das war’s eigentlich schon.

Betriebssysteme

Spätestens seit Window 11 ist das Verhältnis zwischen User und Firma angespannt. Windows 10 und Windows 11 gelten gemeinhin als „gesprächig“. So werden alle möglichen Benutzerdaten permanent an Microsoft übertragen. Welche das so sind, wird hier aufgeführt. Microsoft ist eine US-Firma und ich würde mir als deutsches Unternehmen Gedanken darüber machen, ob ich wirklich will, dass Microsoft alles über die Surfgewohnheiten meiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiß. Bei Apple ist das ähnlich. Und ja, bei GoogleOS ist das auch nicht anders.

Open Source ist hier die Lösung. Und ja: Es ist tatsächlich so, dass einige Programme nicht unter Linux funktionieren. Tatsächlich funktionieren aber die meisten Programme absolut problemlos unter Linux. Egal ob Browser, Emailprogramm, Officelösung, 3D-Anwendung, Musikproduktionssoftware, Videoschnitt oder Spiele: Das meiste gibt’s tatsächlich auch für Linux. Und Software, die es nicht unter Linux gibt, hat im Grunde keine Wahl, wenn die User den Schritt auf den Linux-Desktop machen.

Abgesehen davon gibt es wilde Pläne der EU, in Betriebssysteme Jugendschutzmaßnahmen und so einen Quark einzubauen. Da Linux quelloffen ist, wird’s – selbst wenn’s umgesetzt wird – gar nicht praktikabel funktionieren.

Fazit

Wir müssen uns nichts vormachen: Europa ist in der IT abgehängt. Cloudservices, Betriebssysteme, Social Media und so weiter kommt alles aus den USA. Wir müssen hier nun aufholen und uns dafür auf freie Software stürzen, die wir intensiver nutzen sollten, damit die Entwickler anhand des Feedbacks diese Software verbessern können.