An dieser Stelle sollte eigentlich mal ein Artikel stehen, in dem ich zusammen mit einer AI einen Song im Stil von Hans Zimmer produziere. Ich habe ChatGPT gefragt, welche Akkorde ich nutzen muss, um einen epischen Hans Zimmer Sound zu kreieren. Ich habe die KI gefragt, wie ich Sounds bearbeiten muss, damit sie so reinbrettern, wie die Hörner von Hans Zimmer. Auch hier gab es Antworten. Grundsätzlich war dieses ganze Experiment schon irgendwie spannend, aber ich habe mich dann entschieden, den Song von mir und der KI nicht zu veröffentlichen. Denn: Der Song war scheisse.
ChatGPT sagt von sich selbst, dass es keine kreativen Entscheidungen treffen kann. Selbst spezialisierte Tools wie Aiva oder Ampermusic machen ja nichts anderes, als Songs aufgrund von mathematischen Vorlagen abzuspielen. Kreativ kann eine KI nicht sein. Natürlich klingen die generierten Songs nicht schlecht, denn Musiktheorie ist etwas sehr mathematisches. 12 Noten, große Terz, große Quinte (3, 5) und schon gibt es einen Akkord. 12 Töne Unterschied machen eine Oktave aus.
Musiktheorie selbst ist relativ leicht zu verstehen und wenn man dieses Wissen praktisch anwenden kann, kann man direkt gute Musik erstellen.
Jetzt das, warum ich mir keine Sorgen um Künstler mache: Technisch ist Musik etwas einfaches. Jeder, der sich ernsthaft mit den Theorien befasst und diese Theorien befolgt, kann einen Song schreiben.
Aber was genau zeichnet einen richtig guten Song denn aus? Was sind sogenannte Evergreens? Songs, die Generationen überlebt haben und die wirklich jeder kennt und vielleicht sogar mag: Das sind die besonderen Lieder. Das sind besonders eingängige Songs. Jeder kennt das Gitarrenriff von Stairway to Heaven. Jeder kennt die ersten 5 Sekunden von Mambo No. 5. Ich habe bewusst diese Beispiele gewählt, weil das Songs sind, die einfach zur Musikgeschichte gehören und die man immer anhören kann. Auf die Idee, ein Riff so zu spielen, kamen Led Zeppelin, weil es sich gut anfühlte. Das ist etwas, dass eine KI nicht kann. Es geht einfach nicht. KIs können nichts fühlen.
Aber was sind KIs denn nun wirklich für Musiker?
Als damals Synthesizer herausgebracht wurden oder die ersten DAWs wie Cubase den Markt eroberten, hieß es immer: „Computer machen Musiker arbeitslos!“ und nichts davon könnte entfernter von der Wahrheit sein. Wir verdanken Synthesizern die komplette Karriere von Jean Michel Jarre oder Depeche Mode. DAWs haben es ermöglicht, dass Acts wie „The Prodigy“ überhaupt existieren. Synthesizer, wie der TB-303 haben mit ihrem speziellen Sound ein komplettes Genre geschaffen.
KIs sind genau das selbe. Sie sind Werkzeuge. Sie können nicht fühlen. Sie lernen, was man ihnen beibringen kann. Aber es ist unmöglich, eine Emotion zu lehren. Deshalb mache ich mir überhaupt keine Sorgen um die Zukunft von Musikern. Kein bisschen.
Es ist schon so, dass AI-Content Emotionen bei uns auslösen kann. Aber das kann ein süßer Staubsauger-Roboter mit Wackelaugen, der gegen ein Sofa knallt, auch.
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5. Januar 2023 um 12:29 Uhr
Mama, kuck mal, der Marcel ist der gleichen Meinung wie der Musikproduzent Rick Beato: https://www.youtube.com/watch?v=6IV29YNTH3M&t=1s
Aber ich sehe das auch so. Eine KI wird nie lernen können, wie sich die Wut von Any McCluskey von OMD angefühlt hatte, als die erste Frau seines Dudes Paul Humphreys dafür gesorgt hatte, dass sich die Schulfreunde über ihre 1976 als Rotzlöffel-Teenie-Gruppe gegründete Band dann 1991 gerichtlich auseinandersetzten. https://www.youtube.com/watch?v=cLfUhvO4rzA
Ja, das ist Insiderwissen, das ist schon klar. Ich meine halt nur… Wie will denn eine KI ein Lied zusammen schrauben, das so ist wie die Nummer? Das geht einfach mal nicht. Und deshalb wird es mit nicht allzu sehr bange um die Musiker.
Allerdings dürfen diese gern mehr Herzblut in ihre Musik stecken. Sonst können sie noch so sehr Breaking Benjamin oder Skillet heißen, eine Nummer wie „Smoke On The Water“ werden sie einfach nicht zustande bekommen.
6. Januar 2023 um 10:13 Uhr
Ach, geil. Rick Beato guck ich sogar ab und an bei Youtube. Genialer Typ. Ich hab gar nicht gewusst, dass er dazu schon ein Video gemacht hatte. Das deckt sich teilweise ja wirklich heftig.
Und was Any McCluskey betrifft: Ich weiß ganz genau, warum ich nicht in einer Band spielen würde. Niemals. 😉