AI – einfach nur ein ganz übler Hype, der uns verblöden wird

Author:

Kleiner Software-Entwickler-Einstieg

Softwareentwicklung war früher folgendes: Du hast deinen Editor aufgemacht und einen leeren Bildschirm betrachtet. Ja, ich rede von „Editor“. Eine IDE gab es nicht. Es gab einen Texteditor, der einigermaßen vernünftig ein bisschen Syntax-Highlighting gemacht hat und selbst das nie wirklich gut.

Wobei: Auf den Systemen, auf denen ich meine ersten Schritte gemacht habe, gab es nicht mal einfachstes Syntax-Highlighting. Im Grunde wusstest du beim Schreiben deines Codes nicht mal, ob er am Ende überhaupt funktoniert. Jede einzelne Zeile Code musste genau durchdacht werden.

Bis vor ungefähr 5 oder 6 Jahren habe ich auch noch PHP so programmiert. Wenn ich etwas haben wollte, habe ich mich hingesetzt und mir selbst ausgedacht, wie das funktioniert. Ich habe das gemacht, was man „das Rad neu erfinden“ nennt. Wirtschaftlich war das nie, aber ich wusste immer, was mein Code macht und warum der Code sich so verhält, wie er es tut.

Heute wird alles mögliche über irgendwelche Composer-Pakete installiert oder man verwendet NPM, was in etwa das gleiche für Javascript macht. Heutzutage wird in der Softwareentwicklung erstmal nach einem Plugin oder einer Library gesucht, die genau das macht, was man eventuell möchte.

Dabei weiß heute keiner mehr, wie genau diese Software das macht. Du lädst die Klasse, kippst irgendwelche Daten rein und am Ende kommt irgendwas anderes raus. Die Zeiten, wo PHP wirklich zugänglich und einfach war, sind vorbei. Heute ist alles irgendwie API und versteckt in tausenden von 10-Zeiler-Klassen und mehr als einmal am Tag frage ich mich, warum man nicht einfach eine kleine Funktion schreibt, die genau das macht, was ich will.

AI in der Softwareentwicklung

Mit großer Sorge beobachte ich, dass ChatGPT sich insbesondere bei kleinen Kunden, die mal eben was geskriptet haben wollen, durchzusetzen scheint. Da wird dann geschrieben, dass man eine PHP-Klasse benötigt, die zum Beispiel einen Warenkorb darstellt. Und am Ende kommt sogar einigemaßen brauchbarer Code raus.

Mir geht es gar nicht um meinen Job, der von AI-Bots kaputt gemacht werden könnte. Das wird nicht passieren. Alleine schon, weil du immer Leute brauchen wirst, die den AI-Code prüfen und debuggen können, falls doch mal etwas nicht funktioniert.

Medienkompetenz! Medienkompetenz! Medienkompetenz!

Mir geht es darum, dass Menschen dumm sind. Sie fallen auf Deepfakes herein. Sie sehen Fotos von Merkel und Obama am Strand. Sie sehen Bilder von der Verhaftung von Donald Trump und ja, viele erkennen sofort, dass es sich um Fakes handelt, aber leider erkennen auch viele Leute dies nicht. Hier werden absichtlich falsche Informationen verteilt, die aber dank AI-Systemen unglaublich echt aussehen.

Das Problem ist, dass wirklich zu viele Leute die Informationen, die sie auf dem Bildschirm sehen, als bare Münze nehmen. Aber das ist nicht so. Nur, weil etwas auf einer wunderschön gestalteten Website steht, ist es nicht automatisch wahr.

Marketing?!

ChatGPT und so wird überall jetzt eingebunden. KI-Systeme schreiben deine Produkttexte? KI schreibt deinen Newsletter? KI überarbeitet deine langweiligen Artikel?

Ja super, klingt ja erst einmal ganz toll. Hast du aber mal darüber nachgedacht, dass deine Konkurrenz das genau so macht? Generische, langweilige Scheisse ist es, was dabei herauskommt! Also lass es. Nur weil der Text besser klingt, als der Schmonz, den du normalerweise schreibst, ist der Text nicht automatisch besser.

One thought on “AI – einfach nur ein ganz übler Hype, der uns verblöden wird”

  1. Rülps! Genau so sehe ich das auch. Meine musikalischen Helden OMD besingen so etwas mit: „All reduced to Isotype“. Willst du auf deinem Gemälde einen schönen, feinen blauen Himmel mit all seinen Nuancen haben, klatscht dir „KI“ einen blauen Klecks hin. So sehe ich das förmlich kommen.
    Wir haben neulich mal in unserer Support-Organisation getestet: Irgendein Problem, das ein Kunde gemeldet hatte, wurde bei ChatGPT reingeworfen. Ja, es kam eine Lösung raus, die das Problem dann sogar behoben hätte. Aber die bedeutete eben, dass eine gesamte Kundenumgebung umgestrickt werden musste und im Zweifelsfall jahrelange Funktionen plötzlich nicht mehr funktioniert hätten.
    Ich mache mir halt auch wenig Sorgen um meinen Job als Supporter. Du weißt eben, dass es nicht nur um „Mach ne rote Meldung grün“ geht. Aber wie viele CIOs werden ihren IT-Mitarbeitern erzählen, dass die gefälligst die „KI“ befragen sollen, bevor sie ein kostenpflichtiges Support-Ticket aufmachen? Und wie viele Infrastrukturen wird es dabei erwischen, dass diese dann eben nicht mehr funktionieren?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert